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Kirchenaustritte

Luzern: Massnahmen gegen die hohen Austrittszahlen

von Carole Bolliger
min
25.04.2024
Die Reformierte Kirche im Kanton Luzern verzeichnete in den letzten Jahren hohe Austrittszahlen. Was will sie dagegen tun? Lilian Bachmann, Synodalratspräsidentin Reformierte Kirche Kanton Luzern, im Interview.

Die Reformierte Kirche im Kanton Luzern ist im interkantonalen Vergleich sehr stark betroffen von einer «Austrittswelle». In Luzern hat es letztes Jahr mit mehr als 1300 Austritten und einem Plus von 46 Prozent zum Vorjahr einen neuen Rekord gegeben. Wie kam dieser Negativrekord zustande?

Wir analysieren laufend die Austrittszahlen. Im Jahr 2023 lagen wir bis Anfang September unter den Werten von 2022. Mit der Veröffentlichung der von der Römisch-katholischen Kirche in Auftrag gegebenen Missbrauchsstudie stiegen die Austrittszahlen bei uns sehr stark an. Wir haben Hunderte von Mitgliedern verloren, was wir sehr bedauern. Gleichzeitig zeigt uns dies, dass wir an den Kontaktpunkten arbeiten müssen, wie dies die durch uns in Auftrag gegebene Studie bei gfs.bern zeigt. (Bericht im «Kirchenboten»)

Um diesem Mitgliederschwund entgegenzuwirken und neue Mitglieder zu gewinnen, planen Sie verschiedene Neuerungen. Unter anderem die Stärkung der Seelsorge. Wie soll diese Stärkung aussehen, und was erhoffen Sie sich davon?

Die Studie von gfs.bern zeigt, dass die Seelsorge bekannt ist, doch wenig genutzt wird. Wenn sie aufgesucht wird, dann ist die Zufriedenheit über alle Angebote hinweg hoch. Wir haben somit ein gutes Angebot, das in der Nutzung noch Potenzial hat. Von anderen Studien wissen wir, dass der Bedarf dafür auch besteht. Hier wollen wir ansetzen, um die Kontaktpunkte mit Mitgliedern und auch der Bevölkerung systematisch zu erhöhen. Dafür gehen wir unterschiedliche Kooperationen ein. Ein Beispiel ist mit der Dargebotenen Hand im Bereich der Chat-Seelsorge. Ziel ist, dass ab Herbst 2024 digital auf unserer Website reflu.ch die Chat-Funktion eingebunden ist.

 

Die Dargebotene Hand 143: Wollen Sie mitarbeiten?

Das Team der Dargebotenen Hand stellt sich und die Möglichkeiten der Mitarbeit beim Seelsorgeangebot an der öffentlichen Informationsveranstaltung vor:
Mittwoch, 15. Mai, 19 bis 21 Uhr, Universität Luzern, Frohburgstrasse 3, 6002 Luzern.

Für eine Mitarbeit sind keine Vorkenntnisse nötig. Wichtig sind Einfühlungsvermögen, respektvoller Umgang und Offenheit sowie hohe Belastbarkeit, Bereitschaft zur Selbstreflexion und zeitliche Flexibilität.

Fragen an: zentralschweiz@143.ch oder 041 210 76 75.

 

Was sind weitere wichtige und notwendige Schritte?

Der Kommunikation kommt eine grosse Bedeutung zu. Wichtig ist, dass wir aufzeigen, wo wir uns überall engagieren: personell, finanziell und ideell. Ob das mit Besuchsgruppen in Alterszentren ist, im Verein kirchliche Gassenarbeit oder mit Seelsorgeangeboten im Spital oder im Gefängnis. Und hier gibt es eine lange Liste mit Hilfswerken, Vereinen und Weiteren. Die Landeskirche hat dazu neu in Zusammenarbeit mit den Kirchgemeinden ein digitales «Brand Center» aufgebaut. Dieses wird jetzt laufend ausgebaut, um gemeinsam erfolgreiche Aktionen kirchgemein-deübergreifend zu nutzen.

Die Reformierte Kirche Kanton Luzern will in der Öffentlichkeit mehr präsent sein. Zum Beispiel am 2. Mai, am Tag der Gemeinschaft. Sie werden an der Luga Suppe mit Brot servieren und zusammen mit der Messe Luzern auf der Eventbühne Konzerte veranstalten. Was für weitere Aktionen sind geplant?

Es geht auch hier darum, Gespräche mit den Besuchenden zu führen und gemeinsam ein Erlebnis zu schaffen. Auf dem Messegelände sind viele anzutreffen, deshalb sind wir als Kirche da, wo eben Gemeinschaft ist. Derzeit prüfen wir zusammen mit den Zentralschweizer Reformierten Kirchen eine Teilnahme an der Zentralschweizer Bildungsmesse (Zebi), da die Reformierte Kirche in spannenden Berufen aus- und weiterbildet. Wer sich für Lebens- und Sinnfragen interessiert, findet unterschiedliche Einstiegsmöglichkeiten.

Sie wollen verstärkt die Jugend erreichen. Wie man weiss, ist diese grösstenteils digital unterwegs. Wie gehen Sie dies an?

Die Kirchgemeinden haben unterschiedliche Angebote, und wir sehen, dass das Interesse insbesondere an Feiertagen wie Ostern oder Weihnachten gross ist. Dann sind wir in den sozialen Medien präsent und bauen dies weiter aus. Zudem sind wir in herausfordernden Lebenssituationen wie Veränderungen, Unvorhergesehenem wie etwa Gesundheitlichem oder auch in einem Todesfall sehr gefragt. Hier braucht es zuvor und auch in der Situation einen niederschwelligen Zugang, an dem wir digital noch arbeiten müssen.

 

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