Marion Küstenmacher: Was trägt mich gut durch die verschiedenen Lebensphasen?

Marion Küstenmacher, «Gesundheit und Spiritualität – Chancen und Risiken» heisst das Thema der diesjährigen Ranfter Gespräche. Welchen Bezug haben Sie zu diesem Thema persönlich?

Ich finde dieses Thema grossartig. Unser Körper ist – in allen seinen Stadien und Zuständen – das Instrument des Geistes oder der Tempel, in dem wir Gott erfahren, wie der Apostel Paulus sagt. Aus meiner eigenen Erfahrung weiss ich, dass spirituelle Erfahrungen mit erstaunlichen physischen Reaktionen korrelieren können. Ich habe mich danach immer gefragt: wie kann ich mir diese Phänomene erklären? Es geht bei diesem Thema aber auch grundsätzlich darum, welche Formen von Religion bzw. Spiritualität unsere Resilienz stärken und unserer körperlichen, seelischen und geistigen Gesundheit dienen oder schaden.

Warum trifft das Thema Gesundheit und Spiritualität bei so vielen Menschen einen Nerv?

Wir leben in unruhigen Zeiten. Wir befinden uns mitten im Umbruch vieler Koordinatensysteme – kirchlich, sozial, politisch –, die lange Zeit sehr stabil schienen und sich nun wandeln. Dazu kommen in jedem Leben persönliche Krisen und schmerzliche Verluste, die man bewältigen muss. Früher bot die Kirche einen kollektiven Hafen mit festen Glaubensinhalten, die Halt boten. Heute müssen wir uns auch selbst fragen: Was trägt mich gut durch die verschiedenen Lebensphasen, die ich persönlich durchmache? Was unterstützt meine eigene spirituelle Entwicklung, und wie kann ich meinen Körper dabei gut integrieren?

Wie finden wir unseren heiligen Ort, an dem wir innehalten können? Ein Thema Ihres Buches «Das Heilige Quadrat». Ist der Ranft so ein Ort für Sie?

Mein neues Buch ist für die mobile Gottessuche heutiger Menschen gedacht. Die Grundidee ist, dass man mit vier Bändern einen Quadratmeter auslegt und ihn als heiligen Ort definiert. So kann man überall, drinnen wie draussen einen Platz finden, wo man auf sehr konzentrierte Weise die Gegenwart Gottes erforscht, im eigenen Inneren und um einen herum. Zur Inspiration gibt es 40 Übungen im Buch. Bruder Klaus hat sich ebenfalls für einen sehr reduzierten Platz entschieden, allerdings einen festen, bleibenden Ort gewählt, seine Klause. Er hat vieles losgelassen, aber vor allem war er gleichzeitig intensiv mit allem verbunden. Dass wir diese Verbundenheit mit allem aus einer innigen Gottesnähe heraus leben können, daran erinnert der Ranft als heiliger Ort. Das ist zieht bis heute so viele Menschen an.