Markus Leuenberger: «Die Kirchgemeinden müssen neue Wege wagen»
In der Juni-Synode verabschiedete Synodalratspräsidentin Evelyn Borer Markus Leuenberger feierlich. Leuenberger war 24 Jahre lang als Synodalrat für die Finanzen der Kantonalkirche und damit teils für jene der Kirchgemeinden verantwortlich. Der Banker sorgte über die Jahre für stabile Finanzen der Kantonalkirche.
Als Leuenberger 2001 sein Amt in der Synode in Däniken antrat, war ihm die Kirche vertraut. Da sein Vater Pfarrer im Kanton Luzern und langjähriger Synodalrat war, wusste er, was auf ihn zukommt. Ein Theologiestudium kam für Leuenberger nie infrage – er wollte mit Zahlen und Finanzen arbeiten. Sein Vater war meistens im Büro mit seiner Kirchgemeindearbeit beschäftigt und man durfte ihn nicht stören. Sonntags wurde von der ganzen Familie erwartet, dass man den Gottesdienst besuchte. Es war eine spezielle Zeit, so Leuenberger, auch weil er in einer reformierten Diasporakirchgemeinde aufwuchs. Baldegger-Schwestern leiteten den Kindergarten, einmal wöchentlich gingen die Kinder in die katholische Kirche zum Beten, während die reformierten Kinder draussen warten mussten.
Sein schönstes Erlebnis in der Kirche war seine ökumenische Hochzeit 1985 in der katholischen Kirche von Risch ZG. Sein Vater und der katholische Dorfpfarrer von Wolhusen führten die Trauung gemeinsam durch. Für Leuenberger war dies ein Zeichen gelebter Ökumene, die damals noch selten war.
Grosse Veränderungen erlebt
Während seiner Amtszeit erlebte Leuenberger grosse Veränderungen. So führte der Kanton Solothurn einen neuen Finanzausgleich ein, der die Ausgaben für die drei Landeskirchen auf maximal 10 Millionen Franken begrenzte. «Wir mussten alle Rechnungen anpassen», erinnert sich der Finanzchef. Zuvor schwankte der Finanzausgleich zwischen 8 und 14 Millionen Franken. Leuenberger hofft, dass die 10 Millionen Franken bestehen bleiben. Sollte der Betrag sinken, müsse man das Angebot kürzen und genau prüfen, was noch finanzierbar sei. Das könnte auch soziale Projekte treffen, die der gesamten Gesellschaft zugutekommen. «Die vor einigen Jahren ausgearbeitete Sozialstudie zeigt, wie viel die Kirchen mit ihren Freiwilligen für die Allgemeinheit leisten», betont Leuenberger.
Auch der Mitgliederschwund und der damit verbundene Rückgang der Steuereinnahmen hinterlassen Spuren. Künftig müssten die Kirchgemeinden neue Wege gehen, meint Leuenberger. Einige setzen bereits erfolgreich auf Fundraising. Viele Gemeinden stehen zudem wegen ihrer Liegenschaften unter Druck. Gebäude wie die Friedenskirche in Olten, die unter Denkmalschutz steht, kosten bis jetzt Geld, bringen aber kaum Einnahmen. Andere Gemeinden haben mit Umnutzungen begonnen: Die Pfarrhäuser von Schönenwerd und Obergösgen dienen heute als Kitas, erzählt Markus Leuenberger.
Markus Leuenberger: «Die Kirchgemeinden müssen neue Wege wagen»