«Merian ist überall» – Der Basler, der weltweit kopiert wurde
Der Basler Kupferstecher Matthäus Merian der Ältere (1593–1650) machte sich europaweit einen Namen mit seinen präzisen Stadtplänen. Doch ein Schatz seines Schaffens geriet fast in Vergessenheit: die «Icones Biblicae». 233 detailreiche Bibelillustrationen, die nun erstmals im Basler Münster zu sehen sind.
«Die 200 Jahre nach Merian waren das ‹die› Bibelbilder. Das weiss man heute leider nicht mehr, aber das waren jene Bilder, auf die sich alle bezogen», sagt Pfarrer Christoph Ramstein, Initiator der Ausstellung «Iconic!». Er bringt es auf den Punkt: «Merian ist überall.» Seine Privatsammlung bildet das Herzstück der Ausstellung.
Doppelte Revolution
Was machte Merian so besonders? Er vollzog gleich zwei Innovationen. Erstens wechselte er von Holzschnitten zu Kupferstichen. «Mit Holz kann man nicht so fein arbeiten», erklärt Ramstein. Das Resultat: Bilder von atemberaubender Detailgenauigkeit. Die «Icones Biblicae» war das erste grosse Bibelwerk, das mit Kupferstichbildern geschaffen wurde.
Zweitens kombinierte er eindrückliche Bilder zu biblischen Geschichten. Eine biblische Geschichte mit lauter Bildern darzustellen, das war sehr einprägsam.
Dabei liess sich Merian von Grössen wie Rembrandt und Cranach inspirieren. Ein technischer Nebeneffekt: Beim Kupferstich entstehen spiegelverkehrte Bilder – daher auch der Begriff ‹abgekupfert›. Copyright war damals noch nicht so ein grosses Thema.
Alltägliche Frömmigkeit
Merians Wirken zeigte sich im Alltag seiner Zeit. Seine Bibelbilder zierten Teller, Tabakdosen und sogar jüdische Kultobjekte. «Wenn ich mir vorstelle, ich habe einen Teller mit der Opferung Isaaks vor mir – wie ist es, darauf ein Stück Fleisch zu schneiden?», fragt Ramstein. Das fasziniert ihn.
Besonders bemerkenswert: Motive des protestantischen Künstlers überwanden mühelos Konfessionsgrenzen. Katholiken, Juden und Orthodoxe kopierten Merians Werke fleissig. «Offenbar war das so faszinierend, dass es alle Grenzen überwunden hat», so Ramstein.
Grosser Erfolg
Über 1000 Besucher strömten bereits am ersten Wochenende ins Münster. Kein Wunder: Die Merians waren für Basel prägend. Die Ausstellung im Konzilssaal und der Alten Sakristei läuft bis 16. November, jeweils freitags bis sonntags. Ergänzt wird die Ausstellung durch eine immersive Ton- und Bildproduktion, Führungen und eine Druckwerkstatt.
Ausstellung «Iconic!» im Basler Münster bis 16. November, Freitag bis Sonntag
«Merian ist überall» – Der Basler, der weltweit kopiert wurde