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Daniel Müller, Pfarrer in Schaffhausen

«Mit Dankbarkeit zurückblicken und mit Neugier nach vorn»

von Carmen Schirm-Gasser
min
28.08.2025
Ein Gespräch mit Pfarrer Daniel Müller über 28 Jahre Dienst in Schaffhausen, persönliche Reifeprozesse – und warum er noch immer kein Handy besitzt.

Daniel Müller, Sie blicken auf fast drei Jahrzehnte als Pfarrer in Schaffhausen zurück. Erzählen Sie uns zu Beginn kurz von Ihrem beruflichen Werdegang.

Ich habe in Basel Theologie studiert und war danach vier Jahre lang in der Region Basel als Stellvertreter tätig. 1997 kam ich in die Kirchgemeinde Beggingen im Kanton Schaffhausen, wo ich bis 2008 blieb. Danach war ich bis zu meiner Pensionierung im September 2025 Pfarrer in Schaffhausen-Buchthalen.

Was waren für Sie die bewegendsten Momente in dieser langen Zeit?

Ein besonderer Moment war sicherlich der Start in Beggingen. Ich wurde sehr herzlich aufgenommen, das war wie ein Heimkommen nach der Zeit in der Stadt. Und dann war da die Abstimmung 2013 über den Staatsbeitrag an die Landeskirchen im Kanton Schaffhausen. Ich war Teil des Abstimmungskomitees, viele Menschen haben sich engagiert, auch ökumenisch. Dass wir die Abstimmung gewinnen konnten, war ein sehr eindrückliches Erlebnis.

Gab es auch schwierige Zeiten? Wie sind Sie mit Krisen umgegangen?

Krisen gab es natürlich auch. Eine Zeit lang hatte ich etwa das Gefühl, «ausgepredigt» zu sein. Ich habe dann eine Weiterbildung zum freien Predigen gemacht, um wieder neue Inspiration zu finden. Weiterbildung und Supervision haben mich durch mein gesamtes Berufsleben begleitet. Das hat mir geholfen, professionell und gesund zu bleiben.

Wie hat sich Ihr persönlicher Glaube über die Jahre entwickelt?

Über die Jahre hat sich bei mir ein tiefes Vertrauen ins Leben und in Gott entwickelt. Mein Glaube hat stets zugenommen. Aber das brauchte seine Zeit. Es war ein langer, zum Teil schmerzlicher Prozess. Irgendwann habe ich auch das Wort «Berufung» für mich akzeptiert. Heute kann ich sagen: Ja, ich war berufen für diese Aufgabe. Und ich bin dankbar, dass ich meine Arbeit bis zum Schluss mit Freude und innerer Zufriedenheit machen kann.

Gibt es eine Bibelstelle oder ein Gebet, das Ihnen besonders viel bedeutet?

Ich finde die Schöpfungsgeschichten und die frühen Geschichten der Genesis sehr faszinierend – auch Exodus. Besonders bewegt mich das Gleichnis vom Senfkorn, das zum Baum wird. Und natürlich die Psalmen – mit ihrer ganzen Fülle an Lebenserfahrung.

Was haben Sie in all den Jahren von Ihrer Gemeinde gelernt?

Die Fülle an Begegnungen war für mich prägend – mit Menschen in allen Lebenslagen, von Taufen bis Abdankungen. Wir selbst haben keine Kinder, deshalb war der Kontakt zu Kindern und Jugendlichen in der Gemeinde für mich umso wertvoller. Ich hatte das Glück, mit ausgesprochen unterstützenden und loyalen Kirchenbehörden und tollen Teams zusammenzuarbeiten – in Beggingen wie auch in Buchthalen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Kirche und Ihrer Gemeinde?

Dass sie nicht jedem Trend hinterherrennt, sondern treu, sorgfältig und unaufgeregt ihre Arbeit macht. Für Buchthalen freue ich mich sehr, dass bereits eine Nachfolgerin gefunden ist. Es ist schön, dass eine junge Frau die Arbeit weiterführen kann – mit ihrer eigenen Prägung.

Wie geht es für Sie persönlich weiter? Haben Sie Pläne für den Ruhestand?

Noch keine konkreten. Meine Frau und ich ziehen zurück an meinen Heimatort, wo wir einen grossen Garten haben. Die Liebe zu Pflanzen hat mich mein ganzes Leben begleitet. Nach 40 Jahren Abwesenheit bin ich neugierig, wie es sein wird zurückzukehren.

Bleiben Sie Schaffhausen verbunden?

Durch einzelne Kontakte sicher schon. Ich habe aber immer versucht, das Berufliche und das Private ein Stück weit zu trennen. Trotzdem sind einige wichtige Freundschaften entstanden, die ich gewiss weiterpflegen werde.

Man hört, Sie besitzen kein Handy – wie kommt das?

Das stimmt. Ich habe mich bewusst dagegen entschieden, immer wieder überlegt und evaluiert – und bin zum Schluss gekommen, dass mein Leben ohne Handy lebenswerter ist. In manchen Phasen hätte es mich eher gestört oder abgelenkt. Aber ich schliesse nicht aus, dass sich das im Ruhestand ändert – mal sehen.

Gibt es etwas, das Sie Ihren Gemeindemitgliedern zum Abschied mitgeben möchten?

Vor allem: meine tiefe Dankbarkeit– für das Vertrauen, die gemeinsamen Wege und die vielen wertvollen Begegnungen.

Was möchten Sie den Verantwortlichen in der Kirche mit auf den Weg geben?

Ich möchte mich da nicht als Ratgeber aufspielen – jede Zeit bringt ihre eigenen Herausforderungen. Wichtig scheint mir aber: den Mut nicht zu verlieren. Sich gegenseitig stärken, nicht die Hoffnung aufgeben – das braucht es mehr denn je.

 

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