Zum zweiten Mal ist die Queerbibel aus der Peterskapelle der Katholischen Kirche Stadt Luzern entwendet worden. Die Kirchgemeinde hat Anzeige erstattet und kündigt an, sich nicht einschüchtern zu lassen, wie sie in einer Medienmitteilung schreibt.
Der Diebstahl reiht sich in eine Serie queerfeindlicher Vorfälle ein, die sich rund um die Pride Zentralschweiz Ende August häuften. Neben dem Diebstahl wurden Flyer zerrissen, Plakate entwendet und Beschädigungen verursacht.
Bei der gestohlenen Queerbibel handelt es sich um eine alte Zürcher Bibel, in die Texte auf Transparentpapier eingelegt sind. Diese erzählen biblische Inhalte aus queerer Perspektive nach, ohne den Originaltext zu ersetzen. Das Projekt wurde von queeren Christinnen und Christen sowie Verbündeten entwickelt und richtet sich an alle, die einen vielfältigen Zugang zur Bibel suchen.
Als Co-Autoren zeichnen Meinrad Furrer, Leiter des Teams Peterskapelle, sowie Mentari Baumann, Geschäftsleiterin der reformkatholischen Organisation Allianz Gleichwürdig Katholisch, verantwortlich. Die Täterschaft ist bisher unbekannt.
Die Katholische Kirche Stadt Luzern bedauert und verurteilt den Vorfall. Man stehe für eine Kirche, die sich für alle Menschen einsetze und verbindend sowie solidarisch wirke – unabhängig von Herkunft, Glaube, Religion oder sexueller Orientierung, heisst es in der Medienmitteilung. Der Auftrag sei es, Räume zu schaffen, in denen Dialog, Vielfalt und Respekt gelebt würden.
Die Queerbibel bleibt online unter www.gleichwuerdig.ch/projekte/queerbibel zugänglich. Laut theologischer Forschung komme man mehrheitlich zum Schluss, dass die Bibel nicht queerfeindlich sei, sondern vielmehr Machtmissbrauch, Übergriffe und die Offenheit gegenüber Minderheiten thematisiere, wie es in der Mitteilung weiter heisst. Die Queerbibel ergänzt biblische Texte um queere Lesarten – etwa die Josephsgeschichte, in der ein Mann ein Kleid trägt, das sonst Prinzessinnen zugeschrieben wird.
Queerbibel erneut gestohlen