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Reiten zur Auflockerung

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21.08.2018
Pferde kennt man vom Bauernhof, wo sie früher zum Arbeiten gebraucht wurden. Die Armee hat eine eigene Truppengattung mit Pferden - den Train. Reichere Leute leisten sich Reiten als Hobby. Und in Wien kutschieren sie mit dem Fiaker Touristen durch die Stadt. Pferde können aber noch viel mehr als das. Silvia Tanner bietet in Gams Hippotherapie an.

Wenn Ihnen beim Spazieren auf freiem Feld ein Pferd begegnet mit einer Person drauf und zwei Personen zu Fuss nebenher, dann haben Sie höchstwahrscheinlich gerade
einer Hippotherapiestunde zugeschaut. Die beiden Begleitpersonen sind eine Physiotherapeutin und eine Pferdeführerin, das Pferd ist ein besonders ausgebildetes Therapie-
pferd (meistens der Rasse Isländer) und die Person darauf leidet unter spastischen Symptomen, also einer krankhaften Überspannung in den Bewegungsmuskeln, ausgelöst durch Fehlfunktionen im Gehirn oder im Rückenmark. Diese Beschwerden können bei manchen Patienten mit der so genannten Hippotherapie-K gut gelindert werden.

Hippotherapie-K
Silvia Tanner-Hardegger führt seit 2004 eine solche Hippotherapie-K. Rund 20 Patientinnen und Patienten jeden Alters kommen pro Woche zu ihr auf den Bauernhof in Gams. Betreut werden sie von insgesamt vier Physiotherapeutinnen, drei Pferdeführerinnen (alles Mütter in Teilzeitbeschäftigung) und vier Pferden in verschiedenen Grössen und Breiten. Tanner arbeitete ursprünglich als klassische Physiotherapeutin in der Neurologie der Klinik Valens, wo für die Patienten auch Hippotherapie angeboten wird. Ihr dortiger Chef hatte ihr die Zusatzausbildung zur Hippotherapeutin empfohlen, weil sie ja auf einem Bauernhof aufgewachsen sei. Tanner hat den Vorschlag ihres Chefs in die Tat umgesetzt. Einige Jahre später hat sie sich dann auf dem elterlichen Hof selbständig gemacht. 

«Die Patienten schätzen die Erlebnisse in der Natur.» 

Die meisten ihrer Patienten bekommen die Therapie bezahlt von der Krankenkasse (Erwachsene mit der Diagnose MS) oder von der IV (Kinder mit Zerebralparese). Einige jedoch zahlen die Therapiestunden aus dem eigenen Portemonnaie, weil sie spüren, dass sie ihnen gut tun.

Besondere Pferde
Die eingesetzten Pferde müssen besondere Bedingungen erfüllen: einen sehr regelmässigen Schritt haben, geduldig sein, lärmunempfindlich und verkehrsgewohnt. Sie dürfen insbesondere nicht auf unwillkürliche Beinbewegungen der auf ihnen Sitzenden reagieren, sondern ausschliesslich auf die Kommandos der Pferdeführerin. Das ist denn auch der grosse entscheidende Unterschied zum normalen Reiten, wo das Pferd durch Druckimpulse der Reitenden gelenkt wird. Tanners Pferde können problemlos unterscheiden, welche Art Reiter auf ihnen sitzt. 

Die Wirkung
Der heilsame Effekt der Hippotherapie besteht darin, dass die Bewegungen des Pferdes auf das menschliche Becken übertragen werden und damit die Anspannung der Muskulatur der Patienten gelockert wird. Viele der Klientinnen können kaum aufs Pferd aufsitzen, aber problemlos absteigen und anschliessend eine Zeit lang viel lockerer und damit sicherer gehen. Darum kommen sie gerne immer wieder auf den Riethof.

 

Text: Marcel Wildi | Fotos: zur Verfügung gestellt, pixabay  – Kirchenbote SG, September 2018

 

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