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Bundesamt für Statistik

Religion wird vererbt – Nichtreligiosität oft erst «gelernt»

von Nicole Noelle
min
17.12.2025
Die Religion der Eltern prägt Kinder in der Schweiz weiterhin stark. Eine Studie des Bundesamts für Statistik zeigt jedoch, wie ambivalent religiöse Weitergabe heute ist – wer heute konfessionslos ist, hat sich meist erst im Laufe des Lebens von der Religion gelöst.

Wer in der Schweiz religiös ist, verdankt dies in den meisten Fällen seiner Herkunftsfamilie. Laut aktuellen Daten des Bundesamts für Statistik (BFS) haben 92 Prozent der religiös Zugehörigen ihre Religion von mindestens einem Elternteil übernommen. Umgekehrt haben Personen ohne Religion ihre Nichtzugehörigkeit deutlich seltener geerbt: Weniger als ein Drittel stammt aus konfessionslosen Elternhäusern.

Das deutet darauf hin, dass Nichtreligiosität weniger konsequent weitergegeben wird als Religion. Viele Kinder wachsen zwar in kirchlich distanzierten Familien auf, entwickeln ihre konfessionslose Haltung aber erst im Verlauf ihres Lebens. Gleichzeitig wächst mit der steigenden Zahl konfessionsloser Eltern auch der Anteil konfessionsloser Kinder – ein langsamer, aber nachhaltiger Strukturwandel.

Erziehen ohne religiösen Schwerpunkt

Diese Ambivalenz zeigt sich auch im Erziehungsalltag. Religiöse Zugehörigkeit wird zwar weiterhin fast immer an Kinder unter 15 Jahren weitergegeben, doch ihre Bedeutung nimmt ab: Für 55 Prozent der Eltern spielt Religion oder Spiritualität in der Erziehung keine wichtige Rolle. Selbst unter religiösen Eltern geben nur rund zwei Drittel bewusst religiöse oder spirituelle Werte weiter – bei evangelisch-reformierten Eltern sogar nur gut die Hälfte.

Weniger selbstverständlich, aber intensiver

Auffällig ist zudem: Menschen, die nicht die Religion ihrer Eltern übernommen haben, leben ihre Religion oft bewusster. Sie besuchen häufiger Gottesdienste als Personen, die religiös sozialisiert wurden und der elterlichen Tradition treu geblieben sind. Religion wird damit weniger selbstverständlich, aber dort, wo sie gewählt wird, oft intensiver gelebt.

Was die Forschung dazu sagt

Diese Befunde decken sich mit Ergebnissen einer internationalen Studie der Universität Münster, die im Juni veröffentlicht wurde. Das Forschungsteam zeigte, dass Religion vor allem dann weitergegeben wird, wenn sie im Familienalltag aktiv praktiziert wird – etwa durch gemeinsame Rituale – und dass sie sich von Generation zu Generation verändert. Werte wie Solidarität oder Toleranz bleiben häufig erhalten, werden jedoch zunehmend säkular begründet.

 

Quellen:
https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/aktuell/neue-veroeffentlichungen.gnpdetail.2025-0724.html
https://www.uni-muenster.de/Religion-und-Politik/aktuelles/2025/Families-and-Religion-Templeton.shtml

 

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