«Solomamma»: Interview mit (m)einem Samenspender
Edith ist Journalistin und alleinerziehende Mutter. Als sie die Identität des Samenspenders erfährt, sucht sie ihn unter dem Vorwand eines Interviews über sein Unternehmen auf. Aus dieser Begegnung entsteht allmählich eine echte Beziehung. Doch Edith verstrickt sich immer tiefer in Lügen und gefährdet so ihr mühsam aufgebautes Leben.
Dieses norwegische Drama «Solomamma» (Norwegen/Lettland/Litauen 2025) von Regisseurin Janicke Askevold gewinnt den Ökumenischen Preis der Kirchen beim Locarno Film Festival. Das mit 10'000 Franken dotierte Preisgeld stiften die Evangelisch-reformierte und die Römisch-katholische Kirche der Schweiz.
Jury würdigt ethische Tiefe des Films
«Solomamma» wirft wichtige ethische Fragen zu Herkunft, Identität und Zugehörigkeit auf, erklärt die Jury. Sie fragt: «Was bedeutet das Wunder der Empfängnis und Geburt, wenn das Leben in medizinisch-technischen Paradigmen gedacht wird? Wo liegen die Quelle und Verantwortung eines neuen Lebens und die unkontrollierbaren Folgen solcher Entscheidungen?»
Im Fokus steht auch die Verantwortung einer alleinerziehenden Mutter als autonom handelndes Individuum, betont die Jury. Besonders relevant sind die Bedingungen eines unabhängigen Lebens, das dennoch in Verbindung mit anderen bleibt. Mit dieser Wahl würdigt die Ökumenische Jury einen Film, der sich ernsthaft und tiefgründig mit grundlegenden Fragen der Lebensethik auseinandersetzt.
Besondere Erwähnung für Schweizer Film
Die Jury vergibt zudem eine lobende Erwähnung an «Le Lac» (Schweiz 2025) von Fabrice Aragno. Der Film spielt auf dem Genfersee und zeigt ein Paar, das sich dem Verlust stellt. Die Trauer hat ihnen die Sprache verschlagen, doch sie finden ohne Worte ein tiefes Verstehen, indem sie dem Schmerz bewusst entgegentreten. Mit ihrem Segelboot kämpfen sie gegen die Elemente und segeln mitten in den Sturm, was sie an die Grenze zwischen Leben und Tod bringt.
«Le Lac»: Ein Paar kämpft auf dem Genfer See gegen die Elemente und stellt sich so dem Thema Verlust. | CasaAzulFilms/ Filmfestival Locarno
Internationale Jury der kirchlichen Medienorganisationen
Jedes Jahr formiert sich die international besetzte ökumenische Jury des Filmfestivals neu. Ihr gehören Experten aus Kirche, Film, Theologie und Religionswissenschaft an. 1973 trat erstmals eine solche Jury bei einem internationalen Filmfestival auf. Locarno war das erste Festival, das christliche Filmorganisationen in einer Jury zusammenbrachte. Unabhängig von äusseren Einflüssen bewertet die Jury die 18 Filme des Internationalen Wettbewerbs nach eigenen Massstäben.
«Solomamma»: Interview mit (m)einem Samenspender