Synode stellt Weichen: Reformprojekt erhält historischen Rückhalt
An der Wintersynode der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Schaffhausen wurde in Herblingen ein historischer Schritt vollzogen: Mit einer Einstimmigkeit, wie sie bei grundlegenden Strukturfragen (der Kirche) äusserst selten vorkommt, nahm das Kirchenparlament den Strategievorschlag «Kirche für morgen» an.
Damit beauftragte die Synode den Kirchenrat, den begonnenen Kirchenentwicklungsprozess weiterzuführen. Dieser klare Schulterschluss ist bemerkenswert – zumal es sich um eine Reform handelt, die tief in die Organisation, das Selbstverständnis und die Ar-beitsweise der Kirche eingreift. Mehrere Kirchenräte zeigten sich sichtlich bewegt, als das Resultat verkündet wurde; die Erleichterung und der gemeinsame Wille, die Kirche zukunftsfähig zu machen, waren spürbar. Kirchenratspräsident Wolfram Kötter sprach von einem «klaren Votum, das Mut macht» und einem gemeinsamen Aufbruch, «Kirche neu zu denken und zu bauen».
Kern des Projekts ist die pastorale Grundversorgung, die künftig von fünf Berufsgruppen gemeinsam getragen wird: Pfarrdienst, Prädikantinnen, Sozialdiakonie, Katechetik und der neue Bereich Gemeindeleitung und -koordination. Damit reagiert die Kirche nicht nur auf den schweizweiten Pfarrmangel, sondern auch auf den Wandel in der kirchlichen Arbeit, die zunehmend spezialisierter und komplexer wird. Ein Basispfarramt soll sicher-stellen, dass in allen Gemeinden genügend theologisches Know-how verankert bleibt. Für die neuen Rollen – insbesondere Prädikantinnen, Katechetinnen und Gemeindeleitungen – sind einheitliche Aus- und Weiterbildungsprogramme geplant. Zudem wurde beschlossen, dass Gemeinden künftig bis zu 50 Prozent eines Pfarrstellenpensums durch Mitarbeitende anderer Berufsgruppen ersetzen können, sofern die pastoralen Basisaufgaben gewährleistet sind.
Finanzen: zweites Defizit in Folge
Nach der wegweisenden Grundsatzentscheidung wandten sich die 58 Synodalen der finanziellen Lage zu. Finanzreferentin Gabrielle Schäfer präsentierte den Voranschlag 2026, der einen Aufwandüberschuss von knapp 350'000 Franken vorsieht – bereits das zweite budgetierte Minus in Folge. «Ein Budgetdefizit ist ein Warnsignal, aber noch kein Grund zur Panik», sagte Gabrielle Schäfer.
Die Kantonalkirche verfügt über Rückstellungen von 820'000 Franken, Fondseinlagen von 1,5 Millionen und ein Eigenkapital von 4,6 Millionen Franken – eine solide Eigenkapitalquote von 63 Prozent. «Würde man die Evangelisch-Reformierte Kirche als Dienstleistungsunternehmen umschreiben, wären wir hervorragend aufgestellt», sagte sie. Dennoch will man sparen: Eine Arbeitsgruppe mit dem Titel «Sparen und trotzdem Kirche sein» soll der Synode im Sommer 2026 Vorschläge unterbreiten.
Weitere Geschäfte: Pfarrhäuser, TV-Gottesdienste, Residenzpflicht
Diskutiert wurde auch über die geplanten Einsparungen bei den Fernsehgottesdiensten. Statt wie vorgesehen die Sendungen von sechs auf zwei Ausstrahlungen zu reduzieren, einigte sich die Synode auf drei Übertragungen pro Jahr.
Zudem stellte Kirchenrätin Cornelia Busenhart eine neue Broschüre zur Zukunft der Pfarrhäuser vor. Viele dieser Liegenschaften, die den Kirchgemeinden gehören, stehen aktuell leer oder werden zu wenig genutzt. Die Broschüre soll Kirchgemeinden dabei unterstützen, neue Nutzungsmöglichkeiten zu prüfen, Kooperationen einzugehen oder Gebäude zeitweise zu vermieten. «Unsere Liegenschaften sind ein Schatz, für den wir Verantwortung tragen», betonte Busenhart.
Ebenfalls beschlossen wurde die Abschaffung der Wohnsitz- und Residenzpflicht für Pfarrpersonen. Damit trägt die Kirche veränderten Familienmodellen, flexiblen Arbeits-formen und der zunehmenden Zahl von Pfarrpersonen mit kleineren Pensen Rechnung. Die Synode hat damit nicht nur Reformen beschlossen, sondern ein klares Zeichen der Geschlossenheit gesetzt – ein Signal, das weit über diesen Sitzungstag hinausreicht.
Synode stellt Weichen: Reformprojekt erhält historischen Rückhalt