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Terror: Dem Sturm entgegentreten

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01.01.2016
In den französischsprachigen Kirchengemeinschaften in Zürich ist die Betroffenheit über die Terroranschläge in Paris gross.

Die Église réformée zurichoise de langue française, deren Kirche an der Schanzengasse 25 in Zürich steht, hat auf die schrecklichen Ereignisse von Paris in ihrem Gottesdienst vom Sonntag reagiert. In seiner Predigt über die Stillung des Seesturms, wo Jesus schläft und damit sein Vertrauen in die Jünger bekundet, konnte Pfarrer Jean-Claude Hermenjat Verbindungen zu der traurigen Aktualität herstellen. Die Botschaft, dass man dem Sturm entgegentreten könne, hatte für die Gottesdienstbesucher Ermutigendes. Bei den Gesängen wurden Änderungen vorgenommen. Statt fröhlicher Lieder wurden von der Gemeinde solche gesungen, deren Akzent mehr beim Trost und Vertrauen liegt.

Pfarrerin Verena Naegeli hatte an diesem Sonntag keinen Dienst. Dennoch nahm sie, um den Gemeindemitgliedern nahe zu sein, auch am Gottesdienst teil. Die jetzige Aufgabe der Kirchen generell und der Église réformée zurichoise sieht sie folgendermassen: «Es ist wichtig, in der gegenwärtigen Situation primär der Betroffenheit Raum zu geben. Wir haben uns im seelsorgerischen Bereich zu engagieren und den Menschen Ermutigung anzubieten in dieser schwierigen Zeit.» Die Kirchen hätten sich nun noch stärker zu engagieren für eine gute Zusammenarbeit, aber auch genügend Wachsamkeit zu entwickeln dafür, wo die Probleme im Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen liegen. Dabei gelte es, Vorurteile abzubauen und einem Pauschalverdacht gegenüber Muslimen entgegenzuwirken. «Die guten Kräfte müssen gestärkt werden. Wir alle tragen Verantwortung in unserer unmittelbaren Umgebung für ein friedliches Miteinander.»

Dazu will laut Verena Naegeli auch ihre Kirchengemeinde ihren Teil beitragen. Man überlege sich nun intensiv, wie die Beziehungen zwischen Christen und Muslimen in ganz konkreten, direkten Begegnungen verbessert werden könnten. Auch gelte es, auf Fragen von Menschen, die keine direkten Kontakte zu Muslimen hätten, einzugehen. Die Église réformée, die geprägt ist durch verschiedene Glaubensformen und soziale Hintergründe und der auch viele Afrikaner aus dem frankophonen Teil des Kontinents angehören, sehe sich speziell herausgefordert, das interkulturelle Engagement zu leben.

Am Ewigkeitssonntag vom 22.November wird die französischsprachige Gemeinde mit dem Anzünden einer Kerze auch der Terroropfer gedenken, aber genauso derjenigen Flüchtlinge, die vor dem Terrorismus geflüchtet sind. Nägeli: «Das soll nicht auseinanderdividiert werden.»

Auch in der Mission Catholique de Langue Française de Zurich reagierten die Menschen an den beiden Gottesdiensten vom vergangenen Samstag und Sonntag sehr betroffen. Die Stimmung war geprägt von einer tiefen und ehrlichen Besinnlichkeit. In beiden Gottesdiensten wurde je eine Schweigeminute für die Opfer der Anschläge durchgeführt. Am Firmgottesdienst am Sonntag schlossen die Firmanden die Opfer der Anschläge in ihre Fürbitten mit ein. Gemäss Sandrine Carme vom Sekretariat der Mission Catholique ist nach aktuellem Wissensstand niemand von der katholischen Glaubensgemeinschaft in Zürich durch die Terrorakte direkt betroffen.


Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».


Zum Bild: Vor dem französischen Konsulat an der Signaustrasse in Zürich bekunden viele Menschen ihr Mitgefühl mit den Terroropfern.
Foto: sts

Stefan Schneiter / reformiert.info / 18. November 2015

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