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Palliativ-Woche in Basel-Stadt und Baselland

«Unsere Gesellschaft hat kaum mehr Berührungspunkte mit dem Tod»

von Matthias Zehnder/tsc
min
25.09.2025
Was zählt, wenn die Tage gezählt sind. In der Palliativ-Woche wollen Basel-Stadt und Baselland Ende November gemeinsam auf das Abschiednehmen aufmerksam machen.

«Unsere Gesellschaft hat kaum mehr Berührungspunkte mit dem Tod», sagt Eveline Feiss, evangelisch-reformierte Pfarrerin und Spitalseelsorgerin in der Universitären Altersmedizin Felix Platter. «Und wenn der Tod mal da ist, erschrecken alle.» Normalerweise geht es in der Pflege darum, die Menschen gesund zu machen. Nach einer Operation, einem Unfall oder einer Krankheit sollen die Patientinnen und Pa­tienten ihr Leben wieder aufnehmen können. «Es kommt aber der Zeitpunkt, da das nicht mehr möglich ist», sagt Pfarrerin Eveline Feiss. Dann gehe es darum, diesen Lebensabschnitt in Würde zu gestalten. Das ist die Aufgabe der Palliativ-Pflege.

Als Spitalseelsorgerin gehört Eveline Feiss zum Palliativ-Team. Die Zusammenarbeit mit Pflegefachkräften ist sie gewohnt: Sie hat ursprünglich eine Ausbildung zur Pflegefachfrau gemacht und hat in verschiedenen Spitälern gearbeitet. Nach dem Studium der Theologie hat sie die Pfarrausbildung mit einem Vikariat in Füllinsdorf abgeschlossen. Seit 2024 ist Eveline Feiss Spitalseelsorgerin in der Universitären Altersmedizin Felix Platter.

Angst vor dem Sterben

Im Spital ist sie immer wieder mit sterbenden Menschen konfrontiert. «Gegen Ende des Lebens kommen Fragen nach dem Sinn und der Deutung des Lebens auf», sagt sie. «Manchmal bekommt das Leben im Rückblick eine andere Bedeutung. Eine Rückschau hilft vielen Menschen, das Leben zu akzeptieren, wie es war, und sich damit zu versöhnen.» Die meisten Menschen hätten weniger vor dem Tod Angst als vor dem Sterben. Wichtig sei deshalb, ohne Schmerzen sterben zu können.

Eveline Feiss findet es zentral, dass wir den Tod akzeptieren. «Sterben gehört zum Leben», sagt sie. «Wir werden alle einmal an diesen Punkt kommen. Wenn wir uns dessen bewusst werden und vor diesem Hintergrund auf unser Leben schauen, kommen wir vielleicht zu einer anderen Einstellung, werden dankbarer und zufriedener. Das Leben ist endlich, darum ist es so kostbar.» Für religiöse Menschen sind Gebete und Rituale wichtig, manchmal auch ein bestimmtes Kirchenlied. «Bei Menschen, die weniger religiös sind, ist es eher das Dasein, Berühren und Signalisieren, dass sie nicht alleine sind.» Manchmal komme aber auch da der Wunsch: «Beten Sie für mich.»

Der Tod, sagt die Pfarrerin, ist «eine Herausforderung»: «Die meisten Menschen hängen an ihrem Leben. Das Loslassen ist schwierig.» Das gelte auch für die Angehörigen. «Das Loslassen ist ein Prozess, der Zeit braucht.» Sie würde sich deshalb wünschen, dass der Tod «wieder mehr Teil des Lebens ist. Der Tod gehört dazu. Es sollte Thema sein dürfen, dass das Leben ein Ende hat.»

 

Palliativ-Woche

Von 17. bis 23. November 2025 informieren Basel-Stadt und Baselland im Rahmen einer Aktionswoche über Palliative Care. Das Motto der fünften Palliativ-Woche lautet: «Abschiedlich leben». In beiden Basel laden Fachleute zu Referaten, Gesprächen, Workshops und Kursen ein.

www.palliativ-woche.ch

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