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«RefLab»-Festival

Zweites Podcast-Festival: «Alles wird gut»

von Tilmann Zuber
min
04.09.2025
Am 6. und 7. September lädt das «RefLab»-Podcast-Festival ins Kulturareal Mühle Tiefenbrunnen in Zürich. An zwei Tagen entstehen 18 Podcast-Folgen live vor Publikum – unter anderem mit den «Zeit»-Podcasterinnen von «Unter Pfarrerstöchtern», Moderatorin Olivia Röllin und Bloggerin Kafi Freitag.

In Zeiten globaler Krisen, gesellschaftlicher Umbrüche und persönlicher Überforderung wirkt der Titel des Podcast-Festivals «Alles wird gut» fast trotzig. Genau das sei beabsichtigt, erklären die Veranstalter. «Wir suchen keine einfachen Antworten, sondern vielfältige Perspektiven auf Gegenwart und Zukunft – und fragen, wie wir gemeinsam Hoffnung, Resilienz und neue Ressourcen finden können.»

Das «RefLab», kurz für «Reformiertes Laboratorium», ist ein Pionierprojekt der Zürcher Landeskirche. Statt auf die Kanzel setzt es auf digitale Inhalte: Podcasts, Videos und Blogbeiträge. Auf den sozialen Medien finden dann der Austausch und die Bewerbung statt.

Ein Team aus Theologinnen und Theologen, Philosophinnen und anderen Experten bespielt diese Plattformen täglich. «RefLab» ist einmalig im deutschsprachigen Raum. Das erlebt Manuel Schmid, wenn er am Kirchentag in Deutschland «auf die Strahlkraft von «RefLab» im deutschsprachigen Raum angesprochen wird». In anderen evangelischen Kirchen gebe es kein Verständnis für die Notwendigkeit der professionellen digitalen Kommunikation, erklärten die Besucher. Hier hätte die Zürcher Landeskirche eine grosse Weitsicht und Vision bewiesen. Schmid leitet zusammen mit Eveline Baumgartner «RefLab».

Für bildungsnahe aber kirchenferne Menschen

Im Fokus von «RefLab» stehen «digital-affine, bildungsnahe aber kirchenferne Menschen», so Schmid. «Leute also, die in Podcasts oder Youtube-Videos nach Antworten auf ihre existenziellen Fragen suchen.» Er sei gerne reformiert, sagte «RefLab»-Gründer Stephan Jütte vor fünf Jahren dem «Kirchenboten». Doch beim Kirchenkaffee, im Gottesdienst oder in den Kalebasse-Läden treffe man ihn kaum. «Trotzdem bin ich Protestant.» Jütte ist überzeugt, dass Gott in der Kultur präsent ist – in Netflix-Filmen, Podcasts, Literatur und Theater. «Wir müssen Gott nicht ins Spiel bringen, er ist längst da. Und wir staunen darüber.»

Das Projekt setzt bewusst auf postmoderne Formate und reagiert damit auf eine Gesellschaft, in der die Kirche oft am Rand der öffentlichen Wahrnehmung steht. «RefLab» versteht sich als Kommunikationslabor, das andere Medien bespielt und eine andere Sprache spricht als viele traditionelle kirchliche Angebote, sagt Manuel Schmid. «Wir kommunizieren persönlich, beispielhaft und konkreter.» Die Beiträge gehen oft von dem aus, was das Team selbst umtreibt, sie befinden sich auf der Suche und laden zum Gespräch.

Und dies mit Erfolg: Über 2200 Inhalte (Blogs, Podcasts, Videos) sind bereits entstanden. Anfang 2025 überschritt «RefLab» die Marke von einer Million Podcast-Downloads, und zählt über 25'000 Follower und 5000 Abonnenten.

Für Manuel Schmid ist klar: Digitale und soziale Medien prägen die Lebenswelten der Menschen – und die Kirche sollte dort präsent sein. «Auch heute bewegen viele Menschen Fragen des Glaubens, der Religion, Philosophie, Ethik, Sinn und Spiritualität.» Doch dazu kämen die allermeisten nicht am Sonntagmorgen in den Gottesdienst. Wenn Leute heute nach Spiritualität suchten, so tun sie es zuerst im Internet und den sozialen Medien. «Und dort treffen sie hoffentlich auf «RefLab», so Manuel Schmid. 

 

Das Programm des Podcast-Festivals steht auf www.reflab-festival.ch.

Mit dabei sind unter anderem:

– die «Zeit»-Podcasts «Unter Pfarrerstöchtern» und «Die sogenannte Gegenwart»

– das Podcast-Duo Kafi Freitag und Judith Wernli

– Olivia Röllin («Sternstunde Religion»/«Sternstunde Philosophie»)

– Extremsportlerin Anja Blacha und Philosoph sowie Filmkritiker Wolfgang M. Schmitt

– Zen-Meister Niklaus Brantschen

– «Theologie-Verklickerer» Thorsten Dietz («Karte & Gebiet», «Geist. Zeit»)

– Nationalrat Eric Nussbaumer

– die Digitalisierungsexpertinnen Sarah Genner und Cornelia Diethelm («Diethelm & Genner»)

– der Podcast «Sh*t! Wie weiter?» von 143.ch.

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