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Fusion in Thun

Als eine Kirchgemeinde zurück zur Basis in die Zukunft

von Marius Schären/reformiert.info
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02.12.2025
Auch in Thun wird es künftig nur noch eine reformierte Kirchgemeinde geben. Die Abstimmung war eindeutig. Nun geht es an die Gestaltung.

In der elftgrössten Schweizer Stadt fusionieren mindestens vier Kirchgemeinden zu einer einzigen. Die abstimmenden Reformierten in Thun haben mit etwa 92 Prozent Ja sehr deutlich beschlossen, dass sich die Kirchgemeinden Goldiwil-Schwendibach, Lerchenfeld, Strättligen und Thun-Stadt zur reformierten Kirchgemeinde Thun zusammenschliessen sollen. Das neue Reglement tritt Anfang 2027 in Kraft.

Noch steht die Abstimmung der Paroisse française aus. Das ist die französisch-sprachige und kleinste Kirchgemeinde der bisherigen Gesamtkirchgemeinde. Diese folgt am 7. Dezember. Doch selbst bei einem unwahrscheinlichen Gegenvotum in dieser Abstimmung wird die Fusion umgesetzt werden. An der Abstimmung beteiligten sich ein Viertel der Berechtigten.

Grundlage für die Zukunft?

In Thun gab es im 20. Jahrhundert mal das Doppelte der heute knapp 20'000 Mitglieder in der reformierten Kirche. Auf die grösseren Zahlen sind die heutige Infrastruktur und teils auch die Organisationsstruktur der Gesamt- mit ihren fünf Kirchgemeinden noch ausgerichtet. Die Gesamtkirchgemeinde war 1967 gegründet worden, damit diese sich um Infrastruktur, Personal und Kapital kümmern und sich die Kirchgemeinden aufs Kirchenleben konzentrieren konnten.

Der Projektleiter Thomas Straubhaar zeigte sich nach der Abstimmung vom 30. November erfreut. «Wir haben jetzt die Grundlage für die Zukunft in der Hand», sagte er gegenüber der Berner Zeitung. Aus Sicht der Befürwortenden soll die Fusion soll Kräfte bündeln und es ermöglichen, dass Synergien genutzt werden. Ziel ist dabei, die bestehenden Angebote grundsätzlich zu erhalten.

Vom Parlament zur Versammlung zurück

Ein wichtiges Argument von Befürworterseite war, dass die noch bestehende Doppelstruktur mit fünf Kirch- und einer Gesamtkirchgemeinde nicht mehr der heutigen «Lebensrealität» der Mitglieder entspreche. Zudem sei sie immer mehr mit den sinkenden Steuereinnahmen nicht finanzierbar. Hingegen würden in einer Kirchgemeinde Thun flexiblere Formen des Engagements besser möglich, werde die Identifikation mit der Kirche gefördert und die Zusammenarbeit über Quartiergrenzen hinaus erleichtert, nennt die Verwaltung der Gesamtkirchgemeinde in einer Mitteilung Gründe für die Fusion.

Organisatorisch wird sich einiges ändern. Statt der bisherigen fünf Kirchgemeinderäte und den jeweiligen Kirchgemeindeversammlungen, dem Grossen Kirchenrat (Parlament der Gesamtkirchgemeinde) und dem Kleinen Kirchenrat (Exekutive) wird es künftig einen Kirchgemeinderat mit sieben Mitgliedern und die Kirchgemeindeversammlung geben. Eine kontrollierende Funktion können Kirchenmitglieder zudem via Referenden übernehmen: Mit mindestens 200 Unterschriften erreichen sie eine Urnenabstimmung zu Beschlüssen, die nicht passen.

Der Weg von anderen grossen Städten

So gehen die Thuner Reformierten im Grund ein Stück Weg zurück und werden wieder basisdemokratischer. Denn vor der Gründung der Gesamtkirchgemeinde sah die Organisation ähnlich aus, wie sie jetzt ab 2027 wieder werden soll. Im Übergangsjahr 2026 wird im Frühling an einer Gesamtkirchgemeindeversammlung der neue Kirchgemeinderat gewählt. Diese werden die Ausgestaltung der neuen Kirchgemeinde aufgrund der jetzt angenommenen Organisations- und Fusionsreglemente an die Hand nehmen.

Für einen Vertreter der Gegenstimmen zur Fusion ist jetzt wichtig, dass die neue Kirchgemeinde im Sinne der Bevölkerung gestaltet wird, sagte David Pfister vom Verein Pro Kirchen Strättligen gegenüber der Berner Zeitung. Dass Fusionen von Gesamtkirchgemeinden funktionieren können, zeigt sich bereits in diversen anderen Städten. In Zürich ist sie schon länger erfolgt, ebenso in Biel, und erst kürzlich haben sich auch die Kirchgemeinden der Stadt Bern dazu entschlossen.

 

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