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Maturaarbeit zum Gender-Gap im Luzerner Kantonsrat

Anna Bachmann: «Gelernt, wie wichtig es ist, solche Fragen zu stellen»

von Carole Bolliger
min
24.04.2025
Vor zwei Jahren absolvierte Anna Bachmann ein Praktikum bei der Reformierten Kirche  des Kantons Luzern. Sie nahm an der Synode teil und wirkte beim Protokoll mit. Dies war die Inspiration für ihre Maturaarbeit zum Thema «Der Gender-Gap im Luzerner Kantonsrat: eine Analyse der politischen Repräsentation und Partizipation von Frauen», für welche die 18-Jährige Bestnoten erhielt.

Ursprünglich war das Praktikum Teil einer schulischen Vorgabe: Entweder ein Sprachaufenthalt oder ein vierwöchiges Praktikum stand auf dem Plan. Anna entschied sich für Letzteres und absolvierte dieses auf der Geschäftsstelle der Reformierten Kirche Kanton Luzern. Dort übernahm sie administrative Aufgaben und sammelte erste Erfahrungen in der Transkription von Synodeprotokollen.

Was als Testlauf mit neuem Prozessablauf begann, entwickelte sich zu einer regelmässigen Tätigkeit. Sie hatte den Auftrag im Praktikum, den Ablauf mit der Transkription des Synodeprotokolls neu zu planen sowie in einem Testlauf neue Technologien zu nutzen und so personelle Ressourcen zu schonen. «Dies ist ihr sehr gut gelungen: Anna wirkt über das Praktikum hinaus an den Protokollen der Synode mit», so der Kommunikationsverantwortliche Michi Zimmermann.

Bestnoten für Maturaarbeit

Anna Bachmann ist in Luzern geboren und aufgewachsen. Die 18-Jährige besucht die Kantonsschule Alpenquai in Luzern und wird sie diesen Sommer abschliessen. Mit dem Titel «Der Gender-Gap im Luzerner Kantonsrat: eine Analyse der politischen Repräsentation und Partizipation von Frauen» widmete sie sich für ihre Maturaarbeit einem Thema von gesellschaftlicher Relevanz. Die Idee zu dieser Arbeit entstand während ihrer Tätigkeit bei der Synode. Dort fiel ihr auf, dass Frauen zwar zahlenmässig ungefähr gleich vertreten waren, jedoch deutlich weniger zu Wort kamen als ihre männlichen Kollegen. Diese Beobachtung weckte ihre Neugier: Wie sieht es im Luzerner Kantonsrat aus? Gibt es dort ähnliche Muster?

Überraschende Ergebnisse

Die junge Frau ging dieser Frage mit wissenschaftlicher Präzision nach. Sie analysierte Protokolle von Kantonsratssitzungen, führte Interviews mit Politikerinnen und Politikern aller Parteien und untersuchte die Kandidaturen sowie die Wahlergebnisse der letzten Jahre. Ihre Ergebnisse waren sowohl überraschend als auch aufschlussreich: Die Repräsentation der Frauen liegt bei 40 Prozent der Sitze im Kantonsrat, gleich wie ihre Partizipation, gemessen nach Wortmeldungen und Anzahl Wörter über das ganze Untersuchungsjahr 2022. Bei genauerer Betrachtung in einzelnen Kategorien wie Partei, Kommission oder Themenbereichen weicht dieses Verhältnis jedoch deutlich ab von dem allgemeinen Eindruck. Besonders spannend fand Anna die Interviews mit zwei Regierungsrätinnen, die offen über ihre Erfahrungen sprachen und persönliche Einblicke in die Herausforderungen weiblicher politischer Partizipation gaben.

Ihre Maturaarbeit wurde mit Bestnoten ausgezeichnet – eine Anerkennung für ihren Fleiss, ihre analytische Tiefe und ihren Mut, ein komplexes Thema anzugehen. Doch für Anna war diese Arbeit mehr als nur eine schulische Pflichtübung: «Es hat mich begeistert», sagt sie rückblickend. «Ich habe gemerkt, wie spannend Politik ist und wie wichtig es ist, solche Fragen zu stellen.»

Glaube spielt eine Rolle

Trotz ihres jungen Alters hat Anna Bachmann eine klare Vorstellung davon, was ihr im Leben wichtig ist: Familie und Freundschaften stehen für sie an erster Stelle. Sie betont immer wieder die Bedeutung guter Beziehungen und eines positiven Lebensgefühls. «Glücklich sein bedeutet für mich, Zeit mit meinen Liebsten zu verbringen, kreativ zu sein und persönliche Ziele zu erreichen», sagt sie. Ihre Leidenschaft für Musik und ihre Freude an der Kreativität spiegeln sich auch in ihrem Engagement in der Kirche wider. Ihre positive Einstellung zur Gemeinschaft und ihre Offenheit für neue Herausforderungen sind Werte, die sie in ihrer Arbeit und im Leben allgemein leben möchte.

Der Glaube spielt eine zentrale Rolle in ihrem Leben. Die 18-Jährige beschreibt ihn als Quelle von Sinn und Hoffnung – etwas, was ihr Halt gibt in einer oft unübersichtlichen Welt. Schon als Kind war sie eng mit der Kirche verbunden: Sie nahm am Krippenspiel teil, besuchte den Religionsunterricht und liess sich konfirmieren. Positiv erinnert sie sich an ihre Konfirmationszeit zurück: «Ich habe dort tolle Freundschaften geschlossen, die bis heute halten.» Sie engagiert sich heute hin und wieder bei kirchlichen Veranstaltungen – sei es durch musikalische Beiträge oder organisatorische Unterstützung. Für sie ist die Kirche nicht nur ein Ort des Glaubens, sondern auch eine Gemeinschaft, in der Menschen zusammenkommen und voneinander lernen können.

Engagement junger Menschen

Ihre unmittelbaren Ziele sind klar definiert: Der erfolgreiche Abschluss ihrer Matura steht an erster Stelle. Danach möchte sie Volkswirtschaftslehre studieren – ein Studienfach, das ihr Interesse an gesellschaftlichen Strukturen und wirtschaftlichen Zusammenhängen widerspiegelt.

Langfristig kann sich Anna Bachmann vorstellen, weiterhin in Bereichen zu arbeiten, die gesellschaftliche Relevanz haben – sei es in der Politik oder in der Wirtschaft. Besonders spannend findet sie Fragestellungen rund um Geschlechtergerechtigkeit und Verhaltensökonomie. Ob sie eines Tages selbst politisch aktiv wird? «Mal schauen», sagt sie lächelnd. «Aber ich finde es wichtig, dass junge Menschen sich engagieren.» Sie geht mit gutem Beispiel voran.

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