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Gottesdienst am Tag der Völker

«Gott wohnt mitten in der Vielfalt»

von Noemi Harnickell
min
05.11.2025
Am 2. November feierten die regionalen Migrationskirchen feierten den Tag gemeinsam mit den reformierten Kirchen in Baselland und Basel-Stadt zum 26 Mal den «Tag der Völker». Einblick in einen Gottesdienst, in dem Kulturen aufeinandertrafen.

«Ihr habt uns Perlen gezeigt, deren Schönheit Zugang zum Reich Gottes ist.» Mit diesen Worten richtete sich Kirchenratspräsidentin Regine Kokontis am 2. November an die Besucher und Besucherinnen des Gottesdiensts zum Tag der Völker in der Basler Thomaskirche. Die Schönheit einiger dieser Perlen sei ihr ungewohnt, fuhr Kokontis fort. «Und gerade darin liegt für mich eine wunderbare Perle, die mich zu vertrauen aufruft.»

Menschen mit tamilischen, portugiesischem, chinesischen, äthiopischen, tigrinischen oder ukrainischen Hintergründen kamen am Tag der Völker zusammen, um gemeinsam mit den reformierten Kirchen in Baselland und Basel-Stadt sowie freikirchlichen und orthodoxen Gruppen zu feiern. Eingeladen dazu hatten die regionalen Migrationskirchen gemeinsam mit dem Pfarramt für Weltweite Kirche beider Basel. Ein Fest, das viel Übersetzung brauchte, sowohl zwischen den Sprachen wie auch zwischen den Gottesdienstritualen – und das Brücken zwischen den Kulturen schlug.

Glaube als Ressource

Aus der Vorbereitung, die von den Mitgliedern unterschiedlicher Gemeinden und Kirchen getragen wurde, entstand unter anderem eine interkulturelle, ökumenische Band, der Chor der Völker sowie eine Pantomimengruppe, die den Predigttext darstellte. Die Gottesdienstform sei für die Besucherinnen und Besucher ungewohnt gewesen, sagt Swantje Liebs von inforel, einer Informationsstelle für Religionsfragen, die den Gottesdienst begleitet hat. Aber gerade das mache den Reiz eines solchen Projekts aus: «Irritationsmomente und die Konfrontation mit dem Ungewohnten sind konstruktiv für die Schweizer Migrationsgesellschaft. Sie helfen, die zunehmend diversifizierte Gesellschaft zu akzeptieren, anstatt die Kulturen anderer abzuwehren.»

Der Gottesdienst zum Tag der Völker findet seit 2010 jeden November in Basel statt. Daniel Frei, Leiter des Pfarramts für Weltweite Kirche, ist überzeugt: Der Tag der Völker macht nach aussen hin sichtbar, dass Menschen aus Migrationskirchen sich treffen, gemeinsam planen und feiern. «Trotz aller Unterschiede in Sprache und Kultur sowie in der Art, wie wir unsere Gottesdienste feiern, sind wir eins in Christus in einer pluralistischen Gesellschaft», sagt er.
Besonders wichtig ist ihm die Zusammenarbeit mit den Migrationskirchen. Sie stellen eine wichtige Brücke für zugewanderte und geflüchtete Menschen zu ihrer Herkunftskultur dar. «Der persönliche Glaube ist eine starke Ressource für viele Menschen», so Frei. «Die Migrationskirchen sind Teil unserer Gesellschaft und unterstützen ihre Mitglieder bei der Integration, weil sie dort positive Vorbilder finden.»

In der Irritation Vertrauen finden

Inmitten aller Irritationen sieht Regine Kokontis eine Chance, Vertrauen zu fassen. «Eine solche Feier ist dichter Übungsraum für das, was wir täglich zu leben aufgerufen sind», sagt sie. «Ich will auch in den Begegnungen im Alltag darauf vertrauen, dass mir von Mitmenschen Perlen gezeigt werden, die darauf hinweisen, worauf es Einzelnen und Gemeinschaften ankommt. Wenn wir einander die gefundenen, für uns kostbaren Perlen immer wieder freundlich zeigen und uns über die Schönheiten dieser Perlen freuen, dann fördern wir in unserer Gesellschaft das Fundament.»
Swantje Liebs teilt diesen Eindruck. «Durch den Gottesdienst schien ein echtes Miteinander statt eines blossen Nebeneinanders zu entstehen», sagt sie rückblickend. Und auch der Baselbieter Regierungsrat Thomi Jourdan sagte in seiner Grussrede: «Gott wohnt mitten unter uns. Mitten in dieser Vielfalt. Mitten in dieser Unterschiedlichkeit. Mitten in einer Welt, die viel lieber trennt, das, was Gott eigentlich verbinden möchte.»

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