«Jede Kirche hat eine eigene Reformationsgeschichte»
Vor acht Jahren feierte die reformierte Kirche ihr 500-jähriges Bestehen. So lange war es nämlich her, seit Martin Luther 1517 seine Thesen an die Tore der Schlosskirche von Wittenberg schlug. Das Jubiläum ist damit aber noch lange nicht abgeschlossen, sondern nahm mit dem Thesenanschlag erst seinen Anfang. Erst 1529, ganze zwölf Jahre später, fasste die Reformation auch im Baselbiet Fuss. Dieser zwölf Jahre, auch eine Dodekade genannt, gedenkt die reformierte Kirche Baselland in Form von zwölf Themenjahren, die bis ins Jahr 2029 dauern und an die lokalen historischen Ereignisse des 16. Jahrhunderts anknüpfen sollen. Nach Themen wie «Frauen» (2024), «Sprache» (2023) oder «Freiheit» (2020) widmet sich das achte Themenjahr der Dodekade nun den Schauplätzen der Reformation.
Der Geist der alten Kirche ist hier noch spürbar – von der romanischen Westfassade bis hin zu den Spuren, die die Säkularisierung hinterlassen hat.
Zufällig ist das Thema nicht gewählt: Der erste Bauernaufstand von 1525 führte zur Auflösung der Klöster, verschiedene Kirchen und Kapellen wurden säkularisiert. Besonders eindrücklich lässt sich diese Geschichte am Kloster Schönthal ablesen. Am 5. September lädt die Fachstelle für Bildung und Diversität ein, hier in die Geschichte der Reformation einzutauchen: Der Kulturhistoriker Remigius Suter nimmt das Publikum in einer Führung durch die Klosteranlage mit auf eine Reise zu den Schauplätzen der Reformation. Ohne blutige Aufstände, versteht sich, aber dafür mit anschliessendem Apéro!
Vom Klosterbruder zum reformierten Pfarrer
«Jede Kirche hat eine eigene Reformationsgeschichte», sagt Remigius Suter. Das Kloster Schönthal sei eine kulturhistorische Perle: «Der Geist der alten Kirche ist hier noch spürbar – von der romanischen Westfassade bis hin zu den Spuren, die die Säkularisierung hinterlassen hat.»
Selbst Suter, der sich tief in das Thema der Reformtaion eingelesen hat, findet Überraschungen. «Manche der Klosterbrüder wurden später zu protestantischen Pfarrern und wirkten in anderen Kantonen.»
Quo vadis, reformierte Kirche?
Das Grundwerk der reformierten Kirche lebt heute in sozialstaatlichen Institutionen weiter. Dazu gehören etwa die Armenfürsorge oder das Schulwerk. «Für diese Dinge braucht es die Kirche heute nicht mehr», sagt Suter. «Sie benötigt eine neue Berechtigung, um in Zukunft existieren zu können.»
Das Reformationsjubiläum sei darum nicht nur als Fest zu verstehen, sondern vor allem als Zwischenhalt. Als Chance, zurückzublicken und aus der Vergangenheit zu lernen. «Es ist Zeit für einen Umbruch», so Suter. «Die Kirche braucht eine neue Aufgabe.»
Freitag, 5. September, 17 Uhr. Führung mit Remigius Suter durch die Klosteranlage Schönthal mit Geschichten und Anekdoten zur wechselvollen Geschichte des Klosters. Anschliessend Apéro.
Eintritt frei, Anmeldung erwünscht: reformationsjubliaeum@refbl.ch
«Jede Kirche hat eine eigene Reformationsgeschichte»