«Musik transportiert den Glauben ins Herz»
Man hört sie schon zwei Strassen weiter, wenn man sich am Mittwochnachmittag dem reformierten Kirchgemeindehaus Gelterkinden nähert. Aus 46 Kinderkehlen donnert es: «Maria! Mueter vo Jesus, userwäält und gleitet vo Gott.» Die Kinder stehen in drei Reihen auf ihren Stühlen. Passend zum Liedtext machen sie Handbewegungen. Chorleiter Andi Grossmann läuft vor ihnen auf und ab, dirigiert mit grossen Gesten und hebt den Liedtext gross ausgedruckt auf A4-Blättern in die Luft.
Bereits zum vierten Mal führt die Reformierte Kirchgemeinde Gelterkinden in Zusammenarbeit mit der katholischen Kirchgemeinde, der Methodistischen Kirche und der evangelischen Freikirche gate44 ein Weihnachtsmusical auf.
Bei der Produktion wirken neben dem Kinderchor ein Jugend- und ein Erwachsenenchor mit, fast hundert Personen stehen zuweilen gemeinsam auf der Bühne. Unterstützt werden die Chöre zusätzlich vom Jugendsinfonieorchester Baselland. Jedes Jahr kommen an die 500 Zuschauer und Zuschauerinnen an jede Aufführung. Was macht gerade dieses Krippenspiel so besonders?
Ein Dorf feiert Weihnachten
«Maria» heisst das diesjährige Weihnachtsmusical, geschrieben von Gesamtprojektleiter Andi Grossmann. Es erzählt das Leben von Maria rückwärts, angefangen bei der Auferstehung von Jesus, über die Hochzeit zu Kana, bis hin zur Geburt von Jesus. Über das ganze Stück spannt sich die Frage: Hätte Maria diesem Leben zugestimmt, wenn sie gewusst hätte, was alles einst auf sie und ihre Familie zukommt?
Musikalisch zeigt sich die Produktion vielfältig: Integraler Teil des Musicals sind auch klassische Weihnachtslieder wie «O du fröhliche» und «Was soll das bedeuten?», bei denen die Zuschauerinnen und Zuschauer aufgefordert sind, mitzusingen. Es sei eine Art, als Dorf gemeinsam Weihnachten zu feiern, sagt Grossmann. «Viele Familien feiern zu Hause nicht mehr so traditionell, und sie schätzen es umso mehr, gemeinsam die alten Lieder singen zu können.»
Das gemeinsame Weihnachtsfest findet an den beiden Aufführungstagen auch ausserhalb des Theaters statt: Vor der Mehrzweckhalle Gelterkinden wird ein kleines Weihnachtsdorf aus Essens- und Glühweinständen errichtet. Ein Feuer wärmt in der Kälte, und die Gäste sind eingeladen, bei Speis und Trank zu verweilen.
Eine gemeinsame Botschaft
Das Musical sei aus dem Wunsch nach einem gemeinsamen Projekt zwischen den vier Kirchen entstanden. «Wir haben alle die gleiche Weihnachtsbotschaft», so Grossmann. «Musik ist ein gutes Mittel, um den Glauben ins Herz zu transportieren.»
Auch die Kinder sind mit Begeisterung dabei. Wann das Vorsingen für den Solopart endlich losgehe, fragt ein Achtjähriger ungeduldig. Er ist kaum grösser als Grossmanns Gitarre. Grossmann lacht. «Geduld», sagt er, «Geduld.» Auch diese adventliche Tugend lernt man im Theater.
Samstag, 13. Dezember, 19 Uhr, und Sonntag, 14. Dezember, 17 Uhr, in der Mehrzweckhalle Gelterkinden. Essensstände: Samstag ab 17.30 Uhr, am Sonntag nach der Aufführung; Eintritt frei, Kollekte.
«Musik transportiert den Glauben ins Herz»