Reformierte Kirche Schweiz plant neue Missbrauchsstudie
Die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz (EKS) unternimmt einen zweiten Anlauf zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in den eigenen Reihen. An der Synode am 3. und 4. November in Bern will der Rat einen neuen Vorschlag für eine wissenschaftliche Studie vorlegen, wie SRF berichtet. Der Antrag befindet sich auf der Liste der Traktanden, mit denen sich die Delegierten der Landeskirchen beschäftigen werden.
Vor rund einem Jahr hatte das Kirchenparlament einen ersten Antrag abgelehnt. Die damals geplante gesamtgesellschaftliche Dunkelfeldstudie sollte 1,6 Millionen Franken kosten. Gleichzeitig erhielt der Rat den Auftrag, eine Arbeitsgruppe «Schutz der persönlichen Integrität» einzusetzen, die Alternativen prüfen sollte.
Die neue Studie soll sich auf den Kontext der evangelisch-reformierten Kirche konzentrieren und maximal 250'000 Franken kosten. «Wir wollen die Erfahrungen von Betroffenen sichtbar machen und strukturelle Schwachstellen erkennen», sagt EKS-Präsidentin Rita Famos zu SRF. Das Studiendesign entstand in Zusammenarbeit mit Expertinnen und Betroffenenorganisationen.
Geplant sind Erfahrungsberichte von Betroffenen, Angehörigen und kirchlichen Mitarbeitenden sowie die Analyse struktureller und institutioneller Faktoren wie Machtasymmetrien oder kirchliche Hierarchien. Neben sexuellem soll auch spiritueller Missbrauch untersucht werden – insbesondere dessen Rolle bei der Anbahnung, Durchführung und Vertuschung sexuellen Missbrauchs. Zudem sollen bisherige Aufarbeitungsprozesse evaluiert und konkrete Präventionsmassnahmen ausgearbeitet werden.
Wie aus den EKS-Unterlagen ersichtlich wird, soll die Studie methodenoffen und interdisziplinär ausgeschrieben werden. Eine Begleitgruppe mit Vertretungen von Betroffenenorganisationen, der kirchenpolitischen Ebene der Mitgliedkirchen sowie kirchlichen und externen Fachpersonen begleitet Ausschreibung und Vergabe. Falls die Synode zustimmt, könnte der Auftrag bis Sommer 2026 vergeben werden. Mit Ergebnissen rechnet der Rat Ende 2027, die der Synode spätestens an der Sommersynode 2028 präsentiert werden.
Die Studie ergänzt das nationale Forschungsmandat des Bundes zu sexuellem Missbrauch. Die EKS ist gemeinsam mit anderen Religionsgemeinschaften Mitglied der vom Bundesamt für Sozialversicherungen eingesetzten Begleitgruppe.
Reformierte Kirche Schweiz plant neue Missbrauchsstudie