Baselland, Basel-Stadt, Luzern, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Uri, Zug
Laternenumzug

Wer war eigentlich Sankt Martin?

von Noemi Harnickell
min
10.11.2023
Rabimmel, Rabammel, Rabumm: Warum feiern wir St. Martin bis heute mit Laternenumzügen und Liedern? Ein Blick auf eine faszinierende Figur.

«Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir!» Am 11. November ist es wieder so weit: Wir feiern Sankt Martin mit Laternen und Liedern und läuten damit die kalte Jahreszeit ein.

Der Bettler und der Mantel

Martin, bis heute vor allem dafür bekannt, dass er das christliche Gebot der Nächstenliebe auf eine ganz besonders anschauliche Art und Weise vorgelebt hat: So soll er 334 als Soldat in Amiens stationiert gewesen sein, als er an einem kühlen Wintertag am Stadttor einem Bettler begegnete. Der Mann hatte keine warme Kleidung, und Martin schnitt kurzerhand mit dem Schwert seinen eigenen mit Schaffell versehenen Mantel in zwei Teile und schenkte ihm eine Hälfte.

Noch in derselben Nacht träumte Martin von Jesus. Dieser war umgeben von Engeln und trug die Hälfte des Mantels, den Martin dem Bettler gegeben hatte. Jesus sagte zu den Engeln: «Martin ist noch nicht getauft und hat mich trotzdem mit diesem Mantel bekleidet.»

«Ich war nackt, und ihr habt mich bekleidet»

Die Geschichte erinnert uns auch heute noch stark an das Matthäusevangelium, in dem Jesus sagt: «Ich war nackt, und ihr habt mich bekleidet … Amen, ich sage euch: Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.»

Der Traum beeindruckte Martin zutiefst. Er fühlte sich in seinem christlichen Glauben bestärkt und gelangte zu der Überzeugung, dass er, um Jesus zu dienen, sich um die Armen und Schwachen kümmern müsse. Schon wenig später liess sich Martin taufen, verliess das Militär und wurde später Bischof von Tours.

Ein Fest für jeden Martin

Der 11. November markiert bis heute das Ende der Ernte und den Beginn des Winters. Im Kern bleibt es aber ein Fest des selbstlosen Gebens und der Freundlichkeit gegenüber anderen. Je nach Region und Brauch gehören darum auch kleine Geschenke oder Süssigkeiten zu Martinsumzügen dazu.

Übrigens ist der heilige Martin von Tours nicht der einzige Martin, an den an diesem Tag gedacht wird: Der Reformator Martin Luther wurde am 11. November 1483 getauft. Indem wir Lichter in die winterliche Dunkelheit tragen und Lieder singen, erinnern wir uns also gleich an zwei wichtige Vertreter des Christentums: «Ein Lichtermeer zu Martins Ehr’, rabimmel, rabammel, rabumm.»

 

Unsere Empfehlungen

Jesus war Jäger und Sammler

Jesus war Jäger und Sammler

Der Anthropologe Carel van Schaik trat in Liestal auf, um sein Buch «Mensch sein» vorzustellen. Ein Vortrag darüber, was uns ausmacht und was Jesu Botschaft mit den Jägern und Sammlern zu tun hat.
Poesie am Ort der letzten Ruhe

Poesie am Ort der letzten Ruhe

Auf dem Waldfriedhof Schaffhausen kann man auf einem inszenierten literarischen Spaziergang Wörter aus Holzbuchstaben entdecken. Der Spaziergang gehört zur Ausstellung «ZEIT LOS LASSEN» – Poesie am Ort der letzten Ruhe. Der Rundgang geht buchstäblich unter die Haut.