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Kirchenmusik: Neu auch mit Pop, Jazz oder Gospel

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25.08.2022
In der Teilkirchgemeinde der Stadt Luzern wurde Kirchenmusik neu definiert. Zwei hochkarätige Kirchenmusker werden neue Projekte ins Leben rufen und andere Stilrichtungen einbringen.

Drei der vier Kirchenmusiker der Reformierten Kirche der Stadt Luzern werden demnächst ihre Tätigkeit beenden: Chorleiter Sigisbert Koller und Organistin Dorothee Lustenberger, beide in der Lukaskirche tätig, sowie Chorleiter Stephen Smith von der Matthäuskirche gehen in Pension. Einzig in der Kirche Weinbergli gibt es keine Änderung. Dort ist weiterhin Chorleiter und Organist Eberhard Rex im Einsatz.

Die Luzerner Kirchenleitung nahm die «Massenpensionierung» zum Anlass, ganz grundsätzlich über Kirchenmusik nachzudenken. Eine Arbeitsgruppe wurde gegründet, um der Frage nachzugehen, wie Kirchenmusik künftig gestaltet werden soll, mit dem Ergebnis: «Wir möchten weiterhin in den Kirchen ein klassisches Repertoire anbieten, es soll jedoch auch Platz für andere Stilrichtungen haben», sagt Reimar Houtman, in der Kirchenpflege für das Ressort Gemeindeleben und Kirchenmusik zuständig. «Künftig wollen wir ein breiteres musikalisches Spektrum anbieten, zumal es nicht nur Menschen gibt, die klassische Musik schätzen. Auch andere Musikrichtungen wie etwa Jazz, Pop oder Gospel sollen Platz bekommen.»

Das Interesse an Kirchenmusik sei überraschend gross, stellte Reimar Houtman im Laufe des Evaluationsprozesses fest. Es sei sehr erfreulich, zu sehen, wie wichtig für die meisten Menschen Kirchenmusik sei. Dies zeigte sich auch an der grossen Mitgliederanzahl der Findungskommission, die zur Unterstützung für die Auswahl der Bewerberinnen und Bewerber gegründet wurde.

27 Bewerber für zwei Stellen
Anstatt vier Kommissionsmitglieder, wie ursprünglich angedacht, zählte die Kommission schliesslich mehr als doppelt so viele, insgesamt neun Mitglieder. Sie durften 27 Bewerbungen sichten, die auf die Ausschreibung im Februar eingegangen waren. Sechs Kandidatinnen und Kandidaten wurden für ein Gespräch eingeladen, und in einer letzten Runde durften zwei Organistinnen und Organisten musikalisch einen Gottesdienst untermauern. Die zwei Chorleiter bekamen die Aufgabe gestellt, den Singkreis Lukas sowie die Matthäuskantorei zu dirigieren.

Die Organistenstelle wurde schlussendlich mit Vincenzo Allevato, 33, besetzt. Der gebürtige Italiener, der bereits im Alter von 11 Jahren sein Orgelstudium begann, arbeitet seit neun Jahren als Kirchenmusiker, dirigierte Messen mit Chor, Orchester und Solisten, musizierte in kleinen Ensembles Barockrepertoire und interpretierte gemeinsam mit Jugendlichen neues geistliches Liedgut am Klavier. In der Reformierten Kirche Wallisellen, wo er zuletzt tätig war, wirkte er an neuen Anlassformen mit, die auf unterschiedliche Generationen und Zielgruppen ausgerichtet sind, von der Klassik bis zur Volksmusik. Er leitete das «Singe mit de Chliine» für Kinder bis 4 Jahre und spielte bei «Spaghetti-Andachten» für Jugendliche.

Zum Chorleiter wurde João Tiago Santos, 45, erkoren. Der gebürtige Portugiese dirigierte unter anderem den Zusatzchor des Opernhauses Zürich, das Luzerner Sinfonieorchester und das St. Petersburger Sinfonieorchester. Mit seinen Chören und der von ihm 2015 gegründeten Sinfonietta Zürich führte er zahlreiche Konzerte durch, mit anspruchsvollen Werken wie Beethovens Messe in C-Dur, Haydns «Schöpfung», Faurés Requiem oder Puccinis Messa di Gloria. Er komponiert selbst, seine Komposition «Post-Truth» für Chor, Soli und Orchester führte er 2019 in Bern und Zürich auf. Zuletzt arbeitete er bei der Reformierten Kirche Zürich und leitete dort den Messias-Chor.

Im Oktober beziehungsweise November werden die neuen Kirchenmusiker ihre Stelle antreten – und viel Neues einbringen. «Die fachliche Kompetenz sowie die persönlich ansprechende Art unserer neuen Kirchenmusiker biete die Chance, künftig neue Projekte anzugehen», sagt Reimar Houtman. «Wir wollen gemeinsam mit Kindern, jungen Erwachsenen, aber auch älteren Menschen unterschiedliche Stilrichtungen praktizieren. Zudem möchten wir nicht nur die Musik an die Menschen bringen, sondern die Menschen auch an die Musik.»

Carmen Schirm

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