Begegnung auf Augenhöhe
Seit 2010 prägt Thawm Mang als Projektleiter und Gastgeber das Sonntagszimmer der Matthäuskirche. Er selber flüchtete 1988 als Studentenführer aus Burma. Für Thawm Mang ist diese Aufgabe eine Berufung. Seine Lebenserfahrung und sein Glaube prägen seine Arbeit bis heute. Nach dem Vorbild von Mutter Teresa begegnet er jedem Menschen auf Augenhöhe – und sieht in ihm die Liebe Gottes. Mit grossem Engagement gewann er Freiwillige, organisierte Lebensmittelspenden der «Schweizer Tafel» und machte das Sonntagszimmer im Quartier und in der Stadt bekannt.
Seit nun 15 Jahren ist die Matthäuskirche jeden Sonntag für alle Menschen offen. Da finden sie Wärme und Halt, gutes Essen und christliche Impulse, sinnstiftende Beschäftigung, Freizeitaktivitäten und eine niederschwellige Sozialberatung. Dabei ist das Sonntagszimmer – trotz Vertretung von vielen verschiedenen Nationen, Religionen und Generationen – eine friedliche, freundliche Oase.
Viele Besucherinnen und Besucher sind jeden Sonntag Gast in der Matthäuskirche. Zu ihnen gehört Thierry. Er ist Metzger und hat sein Leben lang hart gearbeitet. Seit er 50 ist, kann er wegen einer chronischen Erkrankung nicht mehr arbeiten und hat deshalb kaum Geld. Als seine Freundin starb, fand er bei Thawm Mang und seinem Team des «Sonntagszimmers» Unterstützung und Halt. Seither stellt er sein Talent in der Küche jeden Sonntag zur Verfügung.
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Metzger Thierry bereitet liebevoll Sandwiches zu. | Foto: Eleni Kougionis
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Ein anderer regelmässiger Gast im Sonntagszimmer ist Rosalia. Als eine Bekannte sie fragte, ob sie mal mit ins Sonntagszimmer kommen wolle, wehrte sie ab: «Lass mich in Ruhe mit der Kirche!» Rosalia war ein Verdingkind und hat schlechte Erfahrungen mit kirchlichen Institutionen gemacht. Die Bekannte liess aber nicht locker. Rosalia gab nach und liess sich ins Sonntagszimmer mitnehmen. Sie wurde offen und herzlich empfangen. Nach dem Essen plauderten und spielten die Gäste miteinander. Das gefiel ihr sehr. Obwohl sie keine Kirchgängerin ist, sprach sie der stimmungsvolle Gottesdienst an. Auch ihr handwerkliches Geschick kann sie weitergeben: Im Sonntagszimmer arbeitet sie bei den Nähkursen mit.
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Nach lebenslanger Not erlebt Rosalia im Sonntagszimmer Geborgenheit. | Foto: Eleni Kougionis
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Rosalia gehört zu den ältesten Gästen des «Sonntagszimmers». Zu den jüngsten Besucherinnen gehören Katharina, 11 Jahre alt, und Stanislava, 17 Jahre alt. Sie sind zusammen mit ihren Pflegeeltern und -geschwistern aus Odessa in der Ukraine geflüchtet. Sie wohnen in Pfeffingen im Kanton Basel-Landschaft. Sie besuchten verschiedene Kirchgemeinden. Das Sonntagszimmer gefiel ihnen am besten. Sie fühlten sich von Anfang an willkommen. Jeden Sonntag – egal bei welcher Witterung – radelt die Grossfamilie vom Baselbiet ins Kleinbasel und abends wieder zurück. Sie besuchen die Andacht, das Mittagessen und freuen sich über das vielfältige Freizeitangebot. Sie mögen vor allem das kreative Angebot am Nachmittag.
Am 22. Juni 2025 feiert das Sonntagszimmer sein 15-jähriges Bestehen. Gleichzeitig wird die gastgebende Kirche 130 Jahre alt, und der «Mitenand»-Gottesdienst feiert sein 35-jähriges Bestehen. Möglich ist das nur dank haushälterischem Umgang mit Gütern und Geldern, einem grossen Engagement auch von freiwilligen Mitarbeitern, Zuwendungen von Stiftungen und dank grosszügigen Spenderinnen und Spendern. Damit das Sonntagszimmer weiterbestehen kann, ist es weiterhin auf Drittmittel angewiesen.
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Jubiläumsfest Sonntagszimmer
22. Juni, Matthäuskirche
10 Uhr: Festgottesdienst
11.15 Uhr: Festakt
12.30 Uhr: Mittagessen (Stände draussen)
Am Nachmittag verschiedene Spiele und Angebote in und um die Kirche mit Live-Musik und Café
15 Uhr: festlicher Schlussakt.
Begegnung auf Augenhöhe