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Die Zeichen stehen auf Neuanfang

Das Haus der Religionen vor dem Generationenwechsel

von Mirjam Messerli / reformiert.info
min
28.04.2023
Der Verein Haus der Religionen in Bern wählt im Juni eine neue Leitung. Für das Amt der abtretenden Präsidentin Regula Mader haben sich zahlreiche Interessierte gemeldet.

Das Haus der Religionen in Bern ist eine schweizweit einzigartige Begegnungsstätte der Religionen und ein Ort des Dialogs der Kulturen. Dieser Dialog geriet Ende letzten Jahres ins Stocken, als «SRF investigativ» publik machte, dass es in der Moschee zu Zwangsverheiratungen gekommen war. Inzwischen haben sich die Wogen geglättet. Die Institution steht vor einem Neuanfang und einem Generationenwechsel. Am 6. Juni wird die Nachfolge der abtretenden Vereinspräsidentin Regula Mader gewählt.

 

Verfahren eingestellt

Die Bernische Staatsanwaltschaft hat das Verfahren rund um die Zwangsheiraten im Haus der Religionen eingestellt. Das teilte die Behörde auf Anfrage von SRF mit. Ohne belastende Aussagen von Betroffenen oder von Dritten seien den Strafverfolgungsbehörden die Hände gebunden, heisst es im Schreiben, das SRF publik machte. «Es liegt primär an den Betroffenen, Anzeige zu erstatten, ansonsten kann eine Zwangsehe nicht bewiesen werden.»

Es hätten sich keine Betroffenen bei den Behörden gemeldet, und SRF legte die Identität der Betroffenen mit Verweis auf den Quellenschutz nicht offen. Auch gebe es derzeit keine anderweitigen Ermittlungsansätze, so die Begründung der Staatsanwaltschaft.

Im November hatte «SRF investigativ» publik gemacht, dass junge Menschen im Haus der Religionen gegen ihren Willen verheiratet worden seien. Die Rede war von rund einem halben Dutzend solcher Fälle. Durchgeführt wurden die Trauungen in der Moschee des Hauses, von wem, blieb unklar. Der Imam Mustafa Memeti trat von seinem Amt zurück, inzwischen leitet sein Sohn den muslimischen Verein.

 

 

Das Interesse an der ehrenamtlichen Leitungsfunktion ist gross: Der Vorstand habe mit 25 Personen Kontakt gehabt, teilt das Haus der Religionen auf Anfrage mit. Der Wunsch der aktuellen Präsidentin Regula Mader wäre, dass künftig eine Person mit Migrationshintergrund den Verein leitet.

 

Bisher christliche Leitung

Die Leitung war bisher ausschliesslich christlich geprägt. «Es wäre wünschenswert, dass nun auch junge und engagierte Menschen anderer Glaubensrichtungen Verantwortung für diese einzigartige Institution übernehmen», hatte Mader nach der Ankündigung ihres Rücktritts gesagt. Regula Mader setzt sich seit über 20 Jahren für das Haus der Religionen ein. Sie ist Gründungsmitglied der Stiftung, die das Haus finanziert und gebaut hat. Ihr Abgang eröffne die Chance für einen Generationenwechsel, sagt sie. Bei den Wahlen am 6. Juni wird es ausserdem zwei Wechsel bei den Vertretungen der Religionsgemeinschaften geben. Zudem ist eine Erweiterung des Vorstands geplant.

Die Stimmung im Haus ist gut. Die Zusammenarbeit funktioniert, und das Vertrauen konnte wieder hergestellt werden.

Nach Bekanntwerden der Vorfälle in der Moschee hatte der Vorstand striktere Regeln für die eingemieteten Glaubensgemeinschaften beschlossen. Diese seien positiv aufgenommen worden, sagt Mader. Geplant sind ausserdem zwei Weiterbildungstermine mit der Fachstelle Zwangsheirat. Die Zeichen für einen Neuanfang sind gut. Regula Mader sagt: «Die Stimmung im Haus ist gut. Die Zusammenarbeit funktioniert, und das Vertrauen konnte wieder hergestellt werden.»

 

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