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Interview mit Lilian Bachmann

Der neue Synodalrat steht für Innovation und Transparenz

von Carole Bolliger
min
28.08.2025
Der Synodalrat der Reformierten Kirche Kanton Luzern ist am 1. Juli 2025 in die neue Legislatur gestartet. Präsidentin Lilian Bachmann wurde bei den Wahlen in ihrem Amt bestätigt. Im Interview spricht sie über ihre Wiederwahl und die Herausforderungen der nächsten Jahre. 

Lilian Bachmann, wie fühlen Sie sich nach den Wahlen?

Über den Ausgang der Wahlen und das entgegengebrachte Vertrauen freue ich mich sehr. Einerseits hat die Synode drei bisherige Mitglieder wiedergewählt (Anm. d. Red.: nebst Bachmann auch Vizepräsidentin Manuela Jost und Pfarrer Ulf Becker) und andererseits gewinnen wir mit den beiden neuen Mitgliedern (Anm. d. Red.: Markus Pfisterer und Julia Schwöbel) frischen Wind wie auch einen kritischen Blick von aussen.

Was sind wichtige Erkenntnisse aus der vergangenen Legislatur, welche Sie in die neue mitnehmen?

Unser Ziel war es, den breiten Dialog mit der Bevölkerung auf eine moderne Art zu führen sowie deren Bedürfnisse und Meinungen zu erfahren. Wir haben zu drei digitalen Grossgruppenkonferenzen eingeladen und ergänzend mit gfs.bern eine Mitglieder- und Bevölkerungsbefragung im Kanton Luzern durchgeführt. Damit haben wir sehr gute Datengrundlagen geschaffen, auf welche wir uns im Synodalrat für die neue Legislatur stützen.

Eine wichtige Erkenntnis aus der gfs.bern-Studie ist beispielsweise, dass sechs Prozent aller Mitglieder ein bis zwei Mal pro Monat regelmässig einen Gottesdienst besuchen. Das heisst, 94 Prozent nehmen mehrheitlich an besonderen Anlässen wie Ostern, Weihnachten, ­Taufen, Konfirmationen, Trauungen, Abschiedsfeiern oder auch gar nicht teil. Weiter zeigt die Studie, dass Seelsorge bekannt, doch wenig genutzt ist. An der Grossgruppenkonferenz haben wir mehr erfahren, was für eine Steigerung der Nutzung förderlich wäre.

Können Sie die Steigerung der Nutzung näher ausführen?

Krieg, Terror, Gesundheit, Arbeits- oder Beziehungsstress beschäftigen sehr viele von uns, was auch die Studie von gfs.bern unterstreicht. Diese Themen sind Teil der Kommunikation und wir bieten Seelsorge als möglichen Reflexionsraum an. Dieser ist vertraulich, kostenfrei, bedingungslos und professionell. Damit es zu einer Interaktion kommt, bauen wir seitens Landeskirche die Angebote entlang der Themen sowie der Bedürfnisse für die Kontaktaufnahme aus. Ein Beispiel dafür ist die anonyme Chatseelsorge in Kooperation mit der Dargebotenen Hand Zentralschweiz: Diese ist mit einem Klick ab reflu.ch/chat zugänglich. Wichtig ist, dass die unterschiedlichen Angebote für alle unabhängig der Konfession nutzbar sind.

Ein weiteres Beispiel für Kooperation ist die Förderung kirchlicher Berufe.

Genau. Dazu haben sich die Reformierten Kirchen der Zentralschweiz zusammengeschlossen. Wir wollen aufzeigen, wie spannend und vielfältig die Berufe bei der Kirche sind – als Pfarrperson, Sigrist, Kirchenmusiker, in der Kommunikation oder als Juristin. Wir werden eine Webplattform lancieren, auf welcher zum Beispiel ‹praxisnahe Schnupperangebote› für Kirchenberufe gebucht werden können und so Interessierte einen ersten Eindruck erhalten. Teil des Projekts ist auch ein Stand an der Zentralschweizer Bildungsmesse Zebi im November 2026.

Die Reformierte Kirche muss in den nächsten Jahren viele Stellen neu besetzen. Ist das der Grund für das neue Projekt?

In fünf bis sieben Jahren gibt es bei den Pfarrpersonen eine Pensionierungswelle, die durch alle Kantone geht. Das sind die geburtenstarken Jahrgänge, die bald das Alter von 64 oder 65 Jahren erreichen. Mit Blick auf die Zahlen zeigt sich, dass die Zahl der Absolvierenden als Pfarrerin oder Pfarrer etwas tiefer als wie bisher liegt. Dieses Delta müssen wir abdecken. Wir arbeiten dafür auch mit anderen Kantonen zusammen und erstellen Notfallszenarien zur Überbrückung («Plan P»). Wir schauen dem zuversichtlich entgegen, konnten wir doch bisher Vakanzen weitgehend nahtlos besetzen.

Was sind weitere Schwerpunkte der neuen Legislatur bis 2029?

Ein wichtiges Thema ist auch die Prävention und der Schutz vor Grenzverletzungen, wozu beispielsweise diskriminierendes Verhalten, Mobbing oder Überschreitungen im sexuellen Bereich zählen. Hierzu hat das Parlament im vergangenen Jahr die gesetzlichen Grundlagen, verbindliche Regeln geschaffen und ein Zeichen gesetzt: Das tolerieren wir nicht. So haben wir eine Meldestelle eingerichtet. Es war uns wichtig, dass diese extern, unabhängig und nicht innerkirchlich ist. Neu eingeführt haben wir auch, dass alle, die in der Reformierten Kirche arbeiten, und auch die Freiwilligen einen Strafregisterauszug einreichen müssen. Es geht um Vertrauensaufbau und Transparenz.

Worauf freuen Sie sich im Hinblick auf die nächsten Jahre?

Auf die Zusammenarbeit mit unserem enga­gierten Team im Rat und der Geschäftsstelle, mit dem wir die bisherigen und zahlreiche neue zeitgemässe Projekte angehen und umsetzen, um für die Bevölkerung im Kanton Luzern da sein zu dürfen. Die Chatseelsorge ist ein gutes Beispiel dafür. Zudem befinden wir uns in der Neukonzeption der Gesundheitsseelsorge in Zusammenarbeit mit der Universität Bern. Dies bestärkt uns, da Lebens- und Sinnfragen allgegenwärtig sind. Ich freue mich, auch in Zukunft weiterhin mutig und offen in eine innovative Richtung zu gehen, in welcher wir partizipativ im Dialog sind und uns laufend reformieren. So bleiben wir relevant in der Gesellschaft.

 

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