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Markus Pfisterer kandidiert für den Synodalrat

«Die Kirche muss Raum geben für Sinn, Dialog und Stabilität»

von Carole Bolliger
min
30.05.2025
Markus Pfisterer kandidiert für den Synodalrat der Reformierten Kirche Kanton Luzern für das Departement Recht. Als Jurist, Ethikberater und Mensch mit tiefer Glaubensüberzeugung möchte er Brücken bauen – zwischen Recht und Glaube, Struktur und Seele, Verwaltung und gelebter Kirche.

Markus Pfisterer, warum kandidieren Sie fĂĽr den Synodalrat?

Ich möchte meine juristische und ethische Kompetenz in einem Umfeld einsetzen, das von Werten, Gemeinschaft und Verantwortung geprägt ist. Die Kirche bietet Orientierung und stellt das Wohl der Menschen ins Zentrum – das motiviert mich sehr.

Was bringen Sie an Erfahrungen mit?

Ich habe über zwanzig Jahre Erfahrung in Führungs-, Rechts- und Ethikfunktionen. Zuletzt leitete ich die Meldestelle für Ethikverstösse im Schweizer Sport. Als Jurist, Mediator und Coach bin ich vertraut mit Governance, Rechtssetzung und Aufsicht. Gleichzeitig engagiere ich mich seit Jahren ehrenamtlich, etwa im Behindertensport. Dieses Zusammenspiel von rechtlicher Verantwortung und menschlicher Begleitung prägt meine Haltung.

Wie hat Sie die Kirche geprägt – und umgekehrt?

Meine Eltern haben mir einen lebendigen Glauben vorgelebt. Das hat meinen Sinn für Gerechtigkeit, Verantwortung und Mitmenschlichkeit geschärft. Umgekehrt wünsche ich mir, meine Erfahrungen einzubringen, um die Kirche als glaubwürdigen, offenen und ethisch gefestigten Raum mitzugestalten – mit einem klaren Blick auf das Evangelium und die Lebensrealitäten der Menschen.

Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen für die Reformierte Kirche Kanton Luzern?

Ein zentrales Thema ist der Vertrauensverlust – sichtbar in den Kirchenaustritten. Die Kirche muss verständlich, glaubwürdig und nah bei den Menschen bleiben. Gleichzeitig braucht es professionelle Strukturen, gerade im Bereich des Schutzes vor Grenzverletzungen. Hier müssen neue gesetzliche Grundlagen gut umgesetzt werden.

Sie setzen sich besonders fĂĽr Schutzkonzepte gegen Missbrauch ein. Warum?

Vertrauen ist das Fundament kirchlicher Arbeit. Missbrauch zerstört es. Deshalb braucht es Strukturen, die nicht nur reagieren, sondern präventiv schützen. Es muss möglich sein, Probleme offen und sicher anzusprechen.

Welche Schritte sehen Sie?

Die konsequente Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben, begleitet von Schulungen und Sensibilisierungen. Wir brauchen klare Verfahren und ein Umfeld, in dem Betroffene gehört werden – professionell und empathisch.

Und wo sehen Sie Chancen?

In partizipativen, generationenverbindenden Projekten, in der Zusammenarbeit mit Schulen und sozialen Organisationen. Auch im digitalen Raum. Die Kirche kann ein Ort sein für Fragen, für Sinn, für Stabilität – gerade in einer polarisierten Gesellschaft.

Wie hilft Ihnen Ihre Erfahrung im Schweizer Sport?

Ich habe gelernt, mit Unabhängigkeit, Verantwortung und Fachlichkeit zu handeln – auch in schwierigen Situationen. Der Umgang mit Betroffenen und komplexen Systemen ist direkt übertragbar auf die Kirche. Es braucht systemisches Denken, rechtliche Klarheit und menschliche Wärme.

Wie möchten Sie die Beziehung zwischen Kirchgemeinden und Kantonalkirche stärken?

Durch Dialog auf Augenhöhe. Zuhören, Verstehen und darauf Achten, dass Strukturen dienlich sind. Ebenso wichtig sind Angebote zur Weiterbildung und zur gemeinsamen Reflexion.

Gibt es ein geistliches Wort, das Sie begleitet?

«Selig sind, die Frieden stiften» aus der Bergpredigt. Als Jurist und Mediator will ich Brücken bauen und Verständnis fördern – in der Kirche wie in der Gesellschaft. Friedenstiften bedeutet für mich, klar und empathisch zugleich zu handeln.

Sie sind selbst Paraplegiker. Wie prägt das Ihre Sicht auf Kirche?

Ich weiss, wie zentral die echte Teilhabe ist – nicht nur baulich, sondern auch im sozialen und im kirchlichen Miteinander. Ich habe selbst erfahren, wie wichtig Halt und Gemeinschaft sind. Diese Erfahrung motiviert mich, mich für eine offene, inklusive Kirche einzusetzen, in der alle Menschen einen Platz haben.

Worauf freuen Sie sich bei einer Wahl – worauf weniger?

Ich freue mich auf den Austausch mit engagierten Menschen und die Möglichkeit, Zukunft mitzugestalten. Weniger auf administrative Prozesse – auch wenn sie notwendig sind.

 

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