George Marti sorgt für inklusive Töne in der reformierten Kirche Zug
«Die Reformierte Kirche Zug erlaubt Menschen wie mir, die anders sind oder andere Sinne haben, sich kreativ einzubringen als vollwertige Persönlichkeit. Sie lebt somit Inklusion.» George Marti formuliert in nur einem Satz, was gesellschaftlich eigentlich längst gelebte Realität sein sollte. Doch der 32-jährige Zuger weiss, dass es im Alltag von Menschen mit Einschränkungen und besonderen Begabungen noch immer oft anders aussieht. Er selbst verlor kurz nach der Geburt durch einen medizinischen Fehler fast seine gesamte Sehkraft. Er sieht noch fünf Prozent.
Dafür spielt die Musik eine umso grössere Rolle. Sie habe ihn nicht nur musikalisch geprägt, sondern ihm auch Orientierung, Identität und Ausdruck gegeben, so Marti. «Musik ist und bleibt mein Lehrer fürs Leben.» Improvisation ist sein Spezialgebiet und damit auch ein Spiegel seiner Persönlichkeit: flexibel, offen und neugierig. «Ich bin ein vielfältiger Mensch. Glaube, Spiritualität, die Natur – all das interessiert mich», erzählt er.
Kirche als Lebensraum
Für den 32-Jährigen spielt der Glaube eine tragende Rolle: Er ist für ihn ein Kompass, ein Kraftquell und eine Orientierung im Alltag. Er besucht regelmässig Gottesdienste und andere Veranstaltungen der Kirche. «Es geht immer weiter. Vielleicht nicht immer so, wie man es sich wünscht. Aber man lernt Neues und kann auf Altem Neues aufbauen», sagt er. Diese Haltung prägt auch seinen Blick auf die Kirche: Für ihn ist sie ein Ort der Gemeinschaft, der Kreativität und der Vielfalt. Hier sei Platz für Individuen, für Ideen, für gemeinsames Gestalten. George Marti hat sich schon länger als Freiwilliger und Jungleiter engagiert und half in Zürich beim Aufbau einer Jazzkirche.
Natur ist Teil unserer Schöpfungsgeschichte, ein Raum, in dem man Atmosphäre und Schwingungen spüren kann.
Seine Motivation, in die Bezirkskirchenpflege einzutreten, war daher naheliegend. «Ich habe die Kirche immer als einen unglaublich spannenden und freien Ort empfunden. Als Musiker und Musikpädagoge habe ich eine spezielle Beziehung zur Musik, und ich möchte meine Erfahrungen einbringen, um die Kirche lebendig zu halten», erklärt Marti, der in der Bezirkskirchenpflege das Ressort Musik verantwortet. Dabei ist er offen für Neues, will aber auch die bestehenden Werte der Kirche bewahren und stärken.
Musikmeditation in der Citykirche
Musik ist für George Marti nicht nur sein Beruf, sondern auch ein Mittel, um Menschen in den Austausch zu bringen. Deshalb plant er, Angebote zu entwickeln, die Spiritualität, Natur und Musik miteinander verbinden, wie etwa eine Musikmeditation in der Citykirche. «Ich hoffe, dass gerade jüngere Leute so einen Zugang zum kirchlichen Leben finden.»
Nicht nur ein Gebäude
Marti betont, dass er die Kirche nicht nur als Gebäude sieht, sondern als lebendigen Ort, der auch in der Natur erfahrbar ist. «Natur ist Teil unserer Schöpfungsgeschichte, ein Raum, in dem man Atmosphäre und Schwingungen spüren kann. Es muss nicht immer ein Gebäude sein», sagt er. Er wünscht sich, dass die Kirche der Zukunft dynamisch, lebendig und vielseitig bleibt – ein Ort, an dem sich Menschen aller Generationen wohlfühlen, sich einbringen können und Neues entwickeln. In der Bezirkskirchenpflege möchte er vor allem dazu beitragen, dass die Gemeinschaft stark bleibt und Synergien entstehen. Mit seiner offenen, kreativen Art und seiner Leidenschaft für Musik und Gemeinschaft bringt George Marti eine frische Perspektive. Und ein Stück Hoffnung, dass Kirche lebendig, vielfältig und zukunftsfähig bleibt.
«Ich bin dankbar, dass ich in die Bezirkskirchenpflege gewählt wurde. Dass ich dabei sein darf und mich einbringen kann, bedeutet mir sehr viel.» Die reformierte Kirche in Zug kann sich freuen.
George Marti sorgt für inklusive Töne in der reformierten Kirche Zug