Baselland, Basel-Stadt, Luzern, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Uri, Zug
Projektchor «am see singen»

Matthias Kunz: «Die Musik ist mein Lebenselixier»

von Carole Bolliger
min
24.04.2025
Seit gut einem Jahr singen mehr als 60 Frauen und Männer jeden Montagabend zusammen in Weggis. Der Projektchor «am see singen» ist ein voller Erfolg. Treibende Kraft dahinter ist Matthias «Mätu» Kunz, der Musik in seinen Adern hat.

Die Musikgene wurden ihm in die Wiege gelegt. Seine Mutter war Konzertpianistin, sein Vater begnadeter Chorleiter. Matthias Maria Kunz – seine Freunde nennen ihn Mätu – wuchs in einem sehr musikalischen Umfeld in Weggis auf. «Die Musik prägte mich schon immer», erinnert er sich. Schon früh lernte er Geige und Klavier und später Gitarre. Mit 15 Jahren sang und spielte er in ersten Bands. Doch trotz seiner Leidenschaft und Begeisterung für Musik entschied sich der heute 37-Jährige zunächst für ein Studium in Psychologie und Pädagogik. «Aber die Musik war stets mein Lebensinhalt, und so wollte ich meinen beruflichen Weg mit Musik bestreiten», erzählt er. 2016 schloss er die Ausbildung zum Chorleiter ab und leitete bereits seinen ersten Chor, den Kirchenchor in Spirigen.

Projektchor

Seither hat er verschiedene Chöre geführt. Sein neuster ist der Chor «am see singen». Ein Projektchor, der vor eineinhalb Jahren aus dem Männerchor Weggis entstand. Wie so viele hatte auch der Männerchor mit ausbleibendem Nachwuchs zu kämpfen. Die Idee, ein offenes Singen für alle zu veranstalten, rannte offene Türen ein. «Es kamen über 70 Frauen und Männer», sagt Mätu Kunz strahlend. Mit einer solch grossen Resonanz hatte Kunz nicht gerechnet. Es zeigte, dass gemeinsames Singen gefragt ist. Und so entstand der Projektchor «am see singen», der jeden Montagabend in Weggis probt.

Vorerst auf Widerstand gestossen

Mätu Kunz hat den Männerchor mit modernen Liedern und einer offenen Herangehensweise revitalisiert. Auch wenn er anfangs bei einigen der Männerchor-Mitglieder auf Widerstand stiess. «Veränderung braucht Zeit und auch etwas Mut», weiss Kunz. Seine Hartnäckigkeit machte sich bezahlt: Heute zählt der Chor mehr als 60 Mitglieder aus verschiedenen Altersgruppen.

Die Herausforderung, insbesondere bei einem gemischten Chor, sieht der 37-Jährige darin, verschiedene Altersgruppen und Musikvorlieben miteinander zu vereinen. Der Vollblutmusiker versteht es, sowohl die älteren Mitglieder, die sich mit traditioneller Musik identifizieren, als auch die jüngeren Teilnehmer, die sich zu Pop- und Rockmusik hingezogen fühlen, zu motivieren und zusammenzubringen.

Starke Gemeinschaft aufbauen

Für Matthias Kunz sind Offenheit und Gemeinschaft die tragenden Prinzipien seiner Arbeit. Er ist der festen Überzeugung, dass eine Chorarbeit nur dann erfolgreich sein kann, wenn alle Mitglieder sich gegenseitig unterstützen und einander mit Respekt begegnen.

Es will nicht nur musikalische Fähigkeiten vermitteln, sondern auch den Einzelnen fördern und inspirieren. «Ich möchte das Beste aus jedem Einzelnen herausholen, damit er sein volles Potenzial entfalten kann», sagt er. Und er ergänzt: «Doch es geht nicht nur um den perfekten Output.» Es gehe darum, dass die Menschen sich als Teil einer Gemeinschaft fühlen und zusammen etwas Schönes schaffen. Das Jahreskonzert, das er mit seinen Sängerinnen und Sängern veranstaltet, ist nicht nur ein musikalisches Highlight, sondern auch ein Symbol für das, was sie gemeinsam erreicht haben.

Als Chorleiter, Musiker und Lehrer strebt Matthias Kunz danach, in seiner Arbeit nicht nur musikalische Exzellenz zu fördern, sondern auch eine starke Gemeinschaft aufzubauen, in der sich jeder willkommen und geschätzt fühlt. Seine Vision für den Chor ist klar: «Ich möchte, dass der Chor ein fester Bestandteil im Leben der Menschen wird, dass sie ihn als eine Quelle der Freude und des Zusammenhalts erleben.» Was fasziniert ihn an der Chorarbeit? «Die Begegnung mit den unterschiedlichsten Menschen, die durch die Musik zusammenfinden.»

Musik als Sprache

Musik ist für Mätu Kunz nicht nur ein Beruf, sondern sein Lebenselixier. «Musik ist für mich das, was mich am Leben hält», sagt er. Diese Leidenschaft und die Freude, gibt er an seine Chormitglieder weiter. Für ihn ist Musik eine Sprache, die über Worte hinausgeht. In einer Gesellschaft, die zunehmend von individueller Isolation geprägt ist, sieht er in der Musik eine Möglichkeit, den Dialog zwischen den Menschen zu fördern und Brücken zu bauen.

Der Chor «am see singen» freut sich über neue Mitglieder. Infos unter: www.amseesingen.ch

 

Unsere Empfehlungen

Zwischen Disco und Bikersegen

Zwischen Disco und Bikersegen

Das Video zur ESC-Woche: In der Offenen Kirche Elisabethen, im Herzen von Basel, herrscht während der Woche des Eurovision Song Contests reges Treiben. Vor und in der Kirche wird ausgelassen gefeiert und fröhlich getanzt. Disco und Kirche – für Pfarrer Frank Lorenz kein Widerspruch.
Alte Musik: «Wir sollten sie nicht unterschätzen»

Alte Musik: «Wir sollten sie nicht unterschätzen»

Als Sopranistin steht Gudrun Sidonie Otto auf den grossen Konzert- und Opernbühnen. Und als Pfarrerin bricht sie eine Lanze für traditionelle Choräle. «Es ist eine Art Dreifaltigkeit», sagt sie. «Es braucht die Musik und das Wort, damit Transzendenz stattfinden kann.»
Neue Songs: voller Energie

Neue Songs: voller Energie

Dave Kull ist erfolgreicher Songwriter und Musiker, er tritt jeden Sonntag vor Tausenden auf. Dies nicht auf der Rockbühne, sondern bei ICF in Zürich. Sein Herz und seine Musik schlagen für die Suche nach Wahrheit.