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Rücktritt nach 26 Jahren in der Synode

Max Kläy: «Kirche ist kein Selbstzweck, sie dient den Menschen»

von Carole Bolliger
min
26.06.2025
Mit 77 Jahren zieht sich Max Kläy nach 26 Jahren aus der Synode der Reformierten Landeskirche Kanton Luzern zurück. Was bleibt, ist sein Einsatz für klare Strukturen und Finanztransparenz bis hin zu den Klimagrosseltern, bei denen er sich weiter engagieren will.

Die Familie von Max Kläy besuchte in den 1980er-Jahren kirchliche Angebote. Die Mitarbeit in Arbeitsgruppen führte dazu, dass er unter der Legislatur 1999 das Amt als Synodaler der Reformierten Landeskirche antrat. Zu Beginn hörte der Forstingenieur, der bei den SBB tätig war, nur zu, er wollte Struktur sowie Organisation verstehen. Nach 26 Jahren blickt Max Kläy auf unterschiedliche Funktionen zurück: Von 2001 bis 2017 war er als Synodaler in der Geschäftsprüfungskommission sowie in der Kommission zur Totalrevision der Verfassung. Von 2017 bis heute präsidierte er die Religiös-Soziale Fraktion und war damit Mitglied in der Geschäftsleitung der Synode. Auf Kirchgemeindeebene war er aktiv in der Kirchenpflege der Teilkirchgemeinde Meggen-Adligenswil-Udligenswil, die sich 2017 verselbstständigt hat.

Eine Frage der Perspektive

2002 brachte Max Kläy ein selbst gebasteltes Modell des «schiefen Turms von Pisa» in die Synode mit. Damit wollte er symbolisch aufzeigen, wie unausgewogen das Kräfteverhältnis zwischen der Reformierten Kirche Kanton Luzern und den Kirchgemeinden im Kanton war. Er erinnert sich und erklärt: «Ob dieser Turm nun nach links oder rechts schräg steht, ist eine Frage des Standpunkts – entscheidend ist, dass er stabil bleibt.»

Der heute 77-Jährige verstand sich als Mahner, Vermittler und Mitdenker. Er erinnert sich an schwierige Debatten in der Geschäftsprüfungs- und Verfassungskommission und erzählt, dass letztlich die grosse Unzufriedenheit in den Teilkirchgemeinden dazu führte, dass sich die beiden Teilkirchgemeinden Horw und Meggen-Adligenswil-Udligenswil auf den Weg in die Selbstständigkeit machten. Neben aller Detailarbeit, von Budget-überprüfungen bis Personalgesetz, blieb für ihn das Miteinander wichtiger als das Zahlenjonglieren. «Unsere Fraktion ist eine gute Gemeinschaft. Die jährlichen Fraktionsessen, Ausflüge in die Sternwarte oder den Gletschergarten, all das hat uns verbunden und neue Ideen gebracht», schwärmt er. Seine Fraktion war über all die Jahre sein grösster Motivator, Mitglied der Synode zu bleiben.

Wirken in Synode und Kirchgemeinde

Schon früh legte Max Kläy den Schwerpunkt auf konkrete Verbesserungen: Als Mitglied der Geschäftsprüfungs- und Verfassungskommission initiierte er mit seiner Motion, dass die Organisation und die Prozesse der Landeskirche und der Kirchgemeinden transparent und klar geregelt sind. Sein Credo lautete stets: «Kirche ist kein Selbstzweck, sondern dient den Menschen.» So brachte er nicht nur das Schiefe-Turm-Modell, sondern auch nüchterne Zahlen und Grafiken ein, um zu verdeutlichen, wo kantonale und kommunale Aufgaben neu ausgerichtet werden müssen. Weiter war es ihm ein Anliegen, dass die Stadt- und die Landinteressen ausgewogen waren: von der Verteilung der Sitze in der Synode bis hin zu den Finanzen pro Mitglied.

Grosse Entwicklung: Sichtbarkeit der Landeskirche

Max Kläy setzte sich kirchenpolitisch dafür ein, dass gewisse Themenbereiche grossräumig und entlang der menschlichen Bedürfnisse – und nicht entlang der kirchlichen kommunalen Struktur – betrachtet werden. Zwei Beispiele unter vielen sind die Spezialseelsorge und die Kommunikation. Beide Bereiche haben gemeinsam, dass sie viel Wirkung erzielen und eine hohe Spezialisierung erfordern. «Wenn ich die Strategie der Landeskirche heute anschaue und wie die Geschäftsstelle mit ihren Fachstellen arbeitet, sehe ich, was mein langjähriges Engagement bewirkt hat: Die Landeskirche arbeitet professionell und hat in den letzten Jahren viel an Sichtbarkeit gewonnen.»

Seit 2019 engagiert Max Kläy sich aktiv bei den Klimagrosseltern, die ältere Generationen mobilisieren, um jungen Menschen eine lebendige Zukunft zu sichern. Als vierfacher Grossvater stehen für Kläy heute seine Enkelkinder im Zentrum – auch als Sinnbild für die Klimagerechtigkeit, für die er kämpft. «Wenn wir jetzt nicht handeln, was für eine Welt hinter­lassen wir unseren Kindern und Enkeln? Darauf läuft für mich alles hinaus.»

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