Frau Hochuli, Sie sind waschechte «Baslerin». Sie leben mit Ihrem Mann in der Zentralschweiz. Basler Fasnacht oder Luzerner Fasnacht? Wofür schlägt Ihr Herz?
Lilli Hochuli: Ich bin in Basel geboren, aber überhaupt keine Fasnächtlerin. Allerdings: Eine Einladung für die Comité-Schnitzelbängg 2017 würde ich sicher nicht ablehnen! Ich liebe Schnitzelbänke.
Sie haben Jura studiert. Sie sind Juristin mit Spezialgebiet Sozialversicherungsrecht. Was finden Sie spannend am Recht und an der «Juristerei»?
Nach der Matura habe ich eine Stelle nicht bekommen, weil ich eine Frau bin. Das hat mich zum Jus-Studium animiert. Als Juristin kenne ich meine Rechte und kann mich dafür starkmachen. Recht und Gerechtigkeit sind aber zweierlei. Das wird oft verkannt.
Vor acht Jahren haben Sie ein Theologiestudium begonnen. Sie haben Ihren ursprünglichen Beruf dafür aufgeben. Was hat Sie an der Theologie fasziniert?
Gott fasziniert mich seit der Sonntagsschule: seine Liebe zu den Menschen, seine Gerechtigkeit und seine Gnade. Darüber wollte ich im Theologiestudium mehr erfahren, den biblischen Quellentexten auf den Grund gehen und meinen Glauben kritisch hinterfragen.
Kompliment für den Mut, Neues zu wagen! Sie haben sich als Juristin mit Recht und Gerechtigkeit beschäftigt und als reformierte Theologin mit Gott und der Gnade. Gibt es Verbindungen zwischen den beiden Bereichen?
Denken Sie an die «Zehn Gebote» oder die «Goldene Regel». Ein friedliches Zusammenleben erfordert klare Regeln. Wir Menschen sind sehr kreativ, wenn es darum geht, Grenzen auszuloten. Wer sorgt also für Gerechtigkeit und wie sieht diese aus?
Juristin und Pfarrerin reden viel und gern. Sie lieben Worte. Sie sind wortgewandt. Was ist Ihr Lieblingstext in der Bibel?
Ich will mich nicht auf einen Text festlegen. Die Bibel ist voller «Lieblingstexte», die ich immer wieder neu entdecke: zum Beispiel die Sprüche und Psalmen mit ihrer Weisheit und Kraft, die Protagonisten des Alten Testaments mit ihren Gotteserfahrungen, Jesu Leben und Sterben.
Und Ihr Lieblingsgesetz?
Ein Lieblingsgesetz habe ich nicht. Aber ich zitiere gerne aus der Präambel unserer Bundesverfassung, was mir auch persönlich wichtig ist.
Was macht die Privatfrau Lilli Hochuli, wenn sie mal beruflich nicht reden muss?
Das morgendliche Schweigen und Meditieren in Montmirail war in der Tat eine sehr gute Erfahrung. Ich geniesse aber auch das gesellige Zusammensein mit Freunden bei Speis und Trank, Spaziergänge in der Natur, eine Dampferfahrt auf dem Vierwaldstättersee und vieles mehr.
Sie arbeiten ab 1. September als Gemeindepfarrerin in Sursee. Worauf freuen Sie sich?
Ich freue mich ganz besonders auf die Begegnung mit den Menschen – vom Täufling bis zur Seniorin. Sie mit Gottes Hilfe in Freud und Leid ein Stück auf ihrem Weg begleiten zu dürfen, ist meine Berufung.
Was wünschen Sie sich von der Gemeinde?
Offenheit für das Wort Gottes und Freude an gemeinschaftlich gefeierten Gottesdiensten.
26. August 2016, Pfarrer Ulrich Walther, Sursee
«Recht und Gerechtigkeit sind zweierlei»