Sozialdiakonin Tabea Iten: «Eine persönliche und sinnstiftende Arbeit»
Wie sind Sie zur kirchlichen Arbeit gekommen?
Ich war schon als Kind begeistert vom Religionsunterricht. Später habe ich mich früh freiwillig engagiert: in Lagern, im Kindertreff, als Konfirmationsleiterin. Diese Arbeit hat mir unglaublich viel gegeben – und irgendwann wurde daraus der Wunsch, sie zu meinem Beruf zu machen.
Sie haben zuerst etwas anderes gelernt?
Ja, ich habe die Ausbildung zur Fachfrau Betreuung gemacht, weil ich dachte, der kirchliche Weg sei für mich nicht möglich. Später habe ich durch Zufall das theologisch-diakonische Seminar in Aarau entdeckt und dort das Studium zur Sozialdiakonin begonnen – erst Vollzeit, dann berufsbegleitend. Seit 2015 arbeite ich in der Reformierten Kirche in Zug.
Was reizt Sie an der Arbeit als Sozialdiakonin?
Ich begleite Menschen über eine längere Zeit – Kinder, Jugendliche und Familien. Das ist sehr persönlich und sinnstiftend. Ich darf Werte weitergeben, zuhören, mitgestalten. Und: Ich darf Zeit schenken. Das ist heute selten.
Wie beschreiben Sie Ihre Arbeit?
Sozialdiakoninnen gestalten kirchliche Freizeitangebote, begleiten Menschen seelsorgerlich und fördern Gemeinschaft. Wir sind nahe dran an den Lebensgeschichten der Menschen – und gleichzeitig kreativ, flexibel und gut vernetzt.
Was sind die grössten Herausforderungen?
Im städtischen Bereich ist es schwieriger geworden, Kinder und Jugendliche für kirchliche Angebote zu begeistern. Das Freizeitangebot ist riesig.
Was bedeutet Ihnen der Glaube in Ihrem Beruf?
Sehr viel. Ich darf mich im Arbeitsalltag mit biblischen Texten beschäftigen, das ist ein Privileg. Der Glaube beflügelt mich, gibt mir Orientierung und Zuversicht in herausfordernden Momenten.
Wie ist es, bei der Kirche zu arbeiten?
Sehr abwechslungsreich. Ich arbeite mit vielen Berufsgruppen zusammen – Pfarrpersonen, Musik, Hausdienst, Administration. Dieses Miteinander ist bereichernd. Und die Flexibilität, die Jahresarbeitszeit, das Vertrauen – das sind grosse Pluspunkte.
Sie haben sich stark dafĂĽr eingesetzt, dass es im Kanton Zug eine Ausbildungsstelle fĂĽr Diakonie gibt. Warum war Ihnen das so wichtig?
Weil ich selbst ohne Ausbildungsstelle gestartet bin. Ich hatte zwar eine gute Begleitung, trug aber letztlich die volle Verantwortung allein. Gemeinsam mit Kolleginnen und der damaligen Kirchenrätin Ursi Müller haben wir während der Corona-Zeit das Konzept für eine Ausbildungsstelle erarbeitet. 2022 startete die erste Auszubildende, jetzt ist bereits die zweite im Amt. Es ist ein grosser Gewinn – für die Profession, aber auch für die Kirche insgesamt.
Was wĂĽnschen Sie sich fĂĽr die Zukunft Ihrer Arbeit?
Dass wir als Kirche mutig bleiben, Neues wagen – und dass Kinder und Jugendliche weiterhin erleben, wie lebendig Kirche sein kann.
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In unserer neuen Serie stellen wir Menschen vor, die fĂĽr die Reformierte Kirche Kanton Zug arbeiten. Sie alle tragen dazu bei, dass Kirche lebt.
Sozialdiakonin Tabea Iten: «Eine persönliche und sinnstiftende Arbeit»