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KiKartei

Vom kleinen Nebenprojekt zur führenden Kirchen-Software

von Carole Bolliger
min
25.09.2025
Marco Kaiser hat mit seiner Software KiKartei die Kirchenmitgliederdaten der Schweiz revolutioniert. Mehr als 1100 Kirchgemeinden verlassen sich heute auf seine Lösung.

Alles begann unscheinbar: Ende der 1990er-Jahre suchte Silvia Kaiser, damals Mitglied der katholischen Kirchenpflege Kleindöttingen-Leuggern, nach einer Lösung für die veraltete Mitgliederverwaltung ihrer Kirchgemeinde. Ihr Mann Marco Kaiser, gelernter Software-Inge­nieur mit Erfahrung bei Siemens, nahm sich der Aufgabe an – zunächst als privates Nebenprojekt. «Es war einfach ein kleines Programm, das die Sekretariate der beiden Pfarreien meiner Gemeinde dringend brauchten», erinnert sich Kaiser, der die Software zusammen mit seinem heutigen Geschäftspartner Roman Willi entwickelte. Dass daraus einmal die führende Mitglieder-Software für Kirchen in der ganzen Schweiz entstehen würde, hätte er damals nie gedacht.

2,5 Millionen Mitgliederdaten

Heute, mehr als 25 Jahre später, nutzen über 1100 Kirchgemeinden in allen Sprachregionen der Schweiz seine Lösung. 2,5 Millionen Mitgliederdaten werden damit verwaltet. Damit ist das Unternehmen Marktführer und eine zentrale Schnittstelle zwischen Kirchgemeinden, Landeskirchen, politischen Gemeinden und Druckereien. So werden etwa die Adressen für den «Kirchenboten» an die Druckerei weitergegeben, und Gottesdienste oder Veranstaltungen lassen sich automatisiert an Verlage und Plattformen weiterleiten. «Das reduziert Fehlerquellen und vereinfacht die Organisation enorm», erklärt Kaiser.

Unsere Aufgabe ist es, die Gemeinden Schritt für Schritt mitzunehmen.

Die ersten Versionen liefen noch auf Microsoft Access, was in der Anfangszeit immer wieder technische Hürden mit sich brachte. Mit der 2013 eingeführten Neuentwicklung gelang der Durchbruch: günstiger, stabiler und mit deutlich mehr Funktionalitäten. «Ab dann ging es richtig aufwärts», erinnert sich Kaiser. Der nächste grosse Schritt steht schon bevor: Ab 2027 wird die bestehende Lösung durch eine moderne Anwendung ersetzt, die mit dem von Google entwickelten Framework Flutter programmiert ist. Damit können Kirchgemeinden künftig auf allen Plattformen arbeiten – ob Windows, Mac, Smartphone, Tablet oder Web.

Rechtssicherheit für Kirchgemeinden

Ein erstes neues Modul ist bereits in Arbeit: die Dokumenten- und Geschäftsverwaltung (GEVER). Sie soll den Kirch­gemeinden helfen, ihre Unterlagen rechtssicher und effizient digital zu führen – ein Bereich, in dem es laut Kaiser bislang oft hapert: «Es passiert immer wieder, dass Kirchenpfleger wichtige Dokumente nur auf ihrem privaten PC ablegen. Fällt diese Person aus, sind die Unterlagen weg. Mit unserer Lösung wollen wir genau das verhindern.»

Die Digitalisierung ist für viele Kirchgemeinden ein Balanceakt. Einerseits gilt es, Traditionen zu bewahren, andererseits drängen Verwaltung, Mitgliederkommunikation und Abläufe immer stärker in digitale Formen. «Unsere Aufgabe ist es, die Gemeinden Schritt für Schritt mitzunehmen», sagt der Fachmann. Eine grosse Verantwortung trägt das Unternehmen im Bereich Datenschutz: Immerhin werden die sensiblen Mitgliederdaten von über einer Million Menschen verwaltet. Sie investierten laufend in Sicherheit und sensibilisierten auch die Kirchgemeinden für diese Thematik, betont Kaiser.

Die Reformierte Kirche Kanton Luzern zählt zu den wichtigen Partnern. Sie hat in den letzten Jahren immer wieder neue Funktionen pilotiert – etwa im Bereich Kirchenaustritte oder Marketing. «Die Zusammenarbeit ist sehr offen und konstruktiv», sagt Kaiser. «Für uns ist das ein Gewinn – und für die Landeskirche hoffentlich auch.»

Kaiser wird im kommenden Jahr 65 und will sich Schritt für Schritt zurückziehen. Ab 2026 übernimmt seine langjährige Mitarbeiterin Lendrita Muji als stellvertretende CEO die operative Leitung. Kaiser selbst will noch einige Jahre beratend dabeibleiben. Worauf ist er nach all den Jahren stolz? «Nebst meiner Familie natürlich auf die Software. Von ursprünglich erträumten 100 Kirchgemeinden sind es heute weit über 1000. Das hätte ich mir nie vorstellen können.» Ganz loslassen will er aber noch nicht: Mit der neuen Geschäftsverwaltung GEVER und einer eigenen App für Kirchgemeinden setzt er sich auch in den kommenden Jahren noch ambitionierte Ziele.

 

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