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Fusion

Aus vier mach eins

von Carmen Schirm-Gasser
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24.04.2025
1974 wurde der Stadtverband als organisatorisches Dach über die vier Kirchgemeinden St. Johann-Münster, Steig, Buchthalen und Zwingli gegründet. Dieser soll nun aufgelöst werden. Neu soll es nur noch eine Kirchgemeinde in der Stadt Schaffhausen geben.

An der Delegiertenversammlung des Verbands der evangelisch-reformierten Kirchgemeinden in der Stadt Schaffhausen (Stadtverband) wurde im November 2023 ein Postulat überwiesen, das verlangt, den Zusammenschluss der vier Kirchgemeinden St. Johann-Münster, Steig, Buchthalen und Zwingli sowie die Auflösung des Verbands zu prüfen. Die Resultate der daraufhin eingesetzten Begleitkommission liegen nun vor. Der 15-seitige Bericht spricht sich klar für einen Zusammenschluss aus.

«Dieser Weg ist gangbar und nötig»

«In der heutigen Situation macht ein Zusammenschluss Sinn», sagt Reto Dubach, Präsident des Vorstands des Stadtverbands. Es habe anfangs skeptische Stimmen gegeben. Doch im Verlauf der Prüfung sei immer mehr klar geworden, dass dieser Weg nötig und gangbar sei. Die heutige Organisationsstruktur geht auf das Jahr 1974 zurück. Damals wurde der Stadtverband als organisatorisches Dach über die vier Kirchgemeinden St. Johann, Münster, Steig und Zwingli gegründet. Im Jahr 2013 hat sich die Kirchgemeinde Buchthalen dem Verband angeschlossen. Zwar sind die Verbandskirchgemeinden eigenständig.

Über die Verbandsordnung haben sie allerdings viele Aufgaben und Kompetenzen, die Kirchgemeinden üblicherweise wahrnehmen, dem Stadtverband übertragen. So haben die Kirchgemeinden kein eigenes Vermögen. Alle kirchlichen Liegenschaften, soweit sie nicht der Stadt gehören, sind im Eigentum des Stadtverbands und werden von diesem unterhalten. Auch die Finanzen werden mehrheitlich vom Stadtverband verwaltet. Die einzelnen Kirchgemeinden tragen lediglich für rund 6 Prozent der Kirchensteuererträge die Verantwortung. Die Anstellung und Besoldung des Personals, das in den einzelnen Kirchgemeinden wirkt, erfolgt ebenfalls durch den Stadtverband, bei den Pfarrpersonen durch die Kantonalkirche.

Rückgang von 20'000 auf 7700 Mitglieder

«In den 1970er-Jahren hatten wir über 20'000 Mitglieder, Ende 2024 waren es noch rund 7700», sagt Reto Dubach. «Früher hat diese Organisation gut funktioniert, heute jedoch ist ein Verband mit vier Kirchgemeinden für diese Mitgliederzahl eine zu komplexe Organisation und schafft unnötige Schnittstellenprobleme.»

Pfarrer Roland Diethelm, Mitglied der Begleitkommission, wirft ein weiteres Argument auf. «In den meisten Städten der deutschsprachigen Schweiz ist heute das kirchliche Leben in grossen Kirchgemeinden organisiert.» Wie etwa in der Stadt Zürich, wo im Rahmen einer Reorganisation 2012 die landesweit grösste Kirchgemeinde entstanden ist. Roland Diethelm hatte damals den Prozess mitgeleitet. 32 von 34 Kirchgemeinden hatten sich zu einer einzigen zusammengeschlossen. In der Ostschweiz gibt es neben Schaffhausen einzig im viel grösseren Winterthur einen reformierten Stadtverband, der aus mehreren rechtlich eigenständigen Kirchgemeinden besteht.

Künftig will man also mit einfacheren Strukturen handlungsfähiger werden. «Geht es beispielsweise um die Finanzierung von gemeindeübergreifenden Angeboten oder die Rekrutierung von Personal, gibt es aktuell einen grossen Abstimmungsbedarf unter Einbezug vieler Personen und Gremien», erklärt Roland Diethelm. Er erläutert das Problem am Beispiel Jugendarbeit. Als er das Projekt Jugendarbeiterin lancierte, musste er in allen vier Kirchgemeinden, dem Pfarr- und Diakoniekapitel sowie beim Verband vorstellig werden und dazu extra eine Kommission gründen, die alles zusammenbrachte. Das heisst, er musste das Projekt nicht nur siebenmal erklären, sondern musste auch siebenmal um Beiträge bitten und alles koordinieren. In Zukunft hätte er es nur noch mit einem Gremium zu tun.

Abstimmung im Herbst 2026

Reto Dubach macht aber auch klar: «Ein allfälliger Zusammenschluss der Kirchgemeinden soll zu keinem Personalabbau führen und auch keine Sparübung sein.» Im Gegenteil: Man leide schon heute unter zu wenig Mitarbeitenden. Klein- und Kleinstpensen könnten aber zusammengezogen und daraus eine interessante Stelle geschaffen werden. Der Stellenplan des Stadtverbands und seiner Gemeinden umfasst derzeit 18,4 Vollzeitstellen, die sich rund 60 Angestellte teilen. Ob es allenfalls im administrativen Bereich Möglichkeiten für Einsparungen gebe, werde sich zeigen.

Die Delegiertenversammlung des Stadtverbands wird die Vorlage am 26. Mai beraten. Kommt es zu einer Zustimmung, wird der Vorstand beauftragt, eine Abstimmungsvorlage zum Zusammenschluss der vier Verbandskirchgemeinden vorzubereiten. Im Herbst 2026 werden dann die Abstimmungen in den Kirchgemeinden stattfinden. Da die Behördenmitglieder und die Pfarrpersonen von 2023 bis 2027 gewählt sind, könnte bei einem positiven Ausgang dieser Abstimmungen die neue Organisation im Sommer 2027 starten.

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