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Filmtipp

Eine echte Heldin

von epd/nin
min
26.02.2025
Jeder Fehler könnte ein Leben kosten: Im neuen Kinospielfilm «Heldin» von Petra Volpe zeigt Leonie Benesch in der Hauptrolle die ganz normale Ausnahme-Arbeit in einem Krankenhaus.

Mit dem Bus durch die nächtliche Stadt, durch einen unterirdischen Betongang, zwischen die engen Reihen der hölzernen Spinde in der Garderobe und hinein in den Gang einer chirurgischen Station im Schweizer Krankenhaus: Der Weg zum Arbeitsplatz führt die junge Pflegefachfrau Floria durch eine Serie von Röhren, bis zum Flur ihrer Station. Von hier dreht sie wie eine Athletin auf der Eiskunstlaufbahn Pirouetten in die einzelnen Zimmer, immer atemlos voran, immer an vielen Orten zugleich erwartet, gefordert, erfleht: Eine lange Nachtschicht im Krankenhaus ist hier auf atemlose neunzig Minuten verdichtet. Man glaubt Hauptdarstellerin Leonie Benesch, dass sie schon beim Lesen des Drehbuchs aus der Puste kam, ganz unmittelbar überträgt sich dieses Gefühl auch auf den Zuschauer.

Die italienisch-schweizerisch Drehbuchautorin und Regisseurin Petra Volpe feierte mit ihrem Film «Die göttliche Ordnung» grosse Erfolge in der Schweiz und den USA. Dieser Film gehört zu den meistgesehenen Schweizer Filmen und basiert auf der Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz. Auch In Petra Volpes neuem Kinofilm «Heldin» geht es um die Geschichte einer starken Frau.

Die Protagonistin, eine leidenschaftliche Kämpferin für Gerechtigkeit, sieht sich mit gesellschaftlichen Normen und persönlichen Konflikten konfrontiert, die sie dazu zwingen, ihre eigenen Grenzen zu überschreiten.

Immer ist die unmittelbare Situation, die ihre volle Aufmerksamkeit fordert, wichtiger als ihre eigene Belastungsgrenze. Es ist atemraubend zu sehen, wie Leonie Benesch («Das Lehrerzimmer», «September 5») unter mühsam gewahrter Contenance ein Wechselbad der Gefühle aufschimmert, unter der äusserlich beherrschten Fassade Ungeduld, aufkeimende Wut und Überforderung hoch brodeln lässt.

Hinter jeder Tür, die sie öffnet, liegt ein anderes Schicksal, und es ist erstaunlich, wie nah sie alle dem Zuschauer kommen, obwohl sie im Grunde nur kurz skizziert sind. Jede und jeder Kranke ist gefangen in der Unbedingtheit des eigenen Leidens, der eigenen Ängste, ohne Gedanken oder Gefühle für die Schicksale direkt nebenan. Unablässig konkurrieren berechtigte Erwartungen von Patienten und Angehörigen miteinander, Forderungen nach lindernden Schmerzmitteln, nach klärenden Arztgesprächen, nach tröstender Vorbereitung auf eine Operation, und jeder Patient ist zugleich schutzbedürftig und eine Zumutung.

Immer wieder muss Floria vertrösten, den alten Mann, der ahnt, dass er nicht mehr lange zu leben hat, die Angehörigen einer frisch eingelieferten Patientin, eine demente Dame, die orientierungslos nach Hause drängt.

Schon nach zehn Minuten fragt man sich, wie lange das noch gut gehen kann, wann diese kompetente Frau, die ihren Beruf offenbar liebt, unter dem Druck nachgibt, die Geduld oder die Beherrschung verliert und einen Fehler macht, der tödlich sein könnte.


Judith Kaufmann vermittelt in ihrer dynamischen Kameraarbeit die geschäftige Routine der Abläufe und zugleich die atemlos drängende Hektik des Arbeitsalltags. Zusammen mit ihr haben Regisseurin Petra Volpe und Benesch hart daran gearbeitet, dass man glaubt, dass hier Leute am Werk sind, die all diese Handgriffe und Wege Hunderte Male am Tag absolvieren. Fast dokumentarisch mutet der Film immer wieder an. Spürbar ernst meinen es alle Beteiligten damit, hier dem nicht erst seit Corona unterbezahlten und überforderten Personal eine Wertschätzung zuteilwerden lassen.


Der Film «Heldin» läuft ab 27. Februar in den Schweizer Kinos.

 

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