Mit dem Velo zu neuen Perspektiven
Die Idee zum Velopilgern ist aus einer eher spontanen Inspiration entstanden. «Es könnte gut sein, dass mir die Idee beim Velofahren gekommen ist», sagt Pfarrerin Bettina Mittelbach und schmunzelt. Ziel des Velopilgerns sei es, ein Angebot für eine oft weniger erreichte Zielgruppe zu schaffen – jüngere aktive Seniorinnen und Senioren und die U-Sixties, die vom herkömmlichen kirchlichen Angebot kaum angesprochen werden. Gleichzeitig sollte das neue Angebot jedoch als ein kirchliches erkennbar sein.
Hier kam das Konzept des Pilgerns ins Spiel: «Pilgern als eine Form der Spiritualität wird immer beliebter, die Reformierte Kirche Bezirk Ägeri wollte an diesen Trend anknüpfen», so Bettina Mittelbach. Während das Ehepaar Esther und Hanspeter Kessler die Pilgerschar begleitet und für die Auswahl der Strecke verantwortlich ist, gestaltet Bettina Mittelbach die Pausen.
Klein anfangen
Das Velopilgern wird als eine Mischung aus Bewegung und einem spirituellen Erlebnis angeboten. Die erste Route ist eine kürzere Tagestour von etwa 30 Kilometern rund um den Ägerisee, die in einer kleinen Gruppe von maximal zwölf Teilnehmenden durchgeführt wird.
«Wir möchten klein anfangen und in der Experimentierphase das Angebot in einem überschaubaren Rahmen erproben», erklären Esther und Hanspeter Kessler, die leidenschaftliche Velofahrer sind. Sie werden mit Pfarrerin Bettina Mittelbach die Gruppe leiten. Während des Ausflugs können sich die Teilnehmenden an den Pilgerstationen von den spirituellen Impulsen und Momenten der Besinnung überraschen lassen. «Das Leitungsteam kennt die Stationen, aber die Teilnehmenden erfahren erst vor Ort, was sie erwartet», macht Mittelbach «gwundrig».
Fahrtraining empfohlen
Für das Velopilgern ist ein E-Bike Voraussetzung, um der Strecke gewachsen zu sein. «Wer fit genug ist und gut mithalten kann, darf natürlich auch mit einem herkömmlichen Velo teilnehmen», sagt Bettina Mittelbach. Vor der eigentlichen Pilgertour wird ein spezielles Velogruppen-Fahrtraining angeboten, das jedoch keine Voraussetzung zur Teilnahme darstellt, aber empfohlen wird, um sicher und gut vorbereitet in die Tour zu starten.
Für Bettina Mittelbach ist das Velopilgern mehr als nur eine sportliche Veranstaltung. Die spirituellen Impulse sollen den Teilnehmenden helfen, ‹runterzufahren›, zur Ruhe zu kommen und neue Einsichten und Perspektiven für sich, ihren Alltag und ihr Leben zu gewinnen. «Es geht nicht nur ums Velofahren, sondern vor allem um das intensive Erleben von Natur, um Wahrnehmen und Achtsamkeit, Innehalten und Reflexion sowie die Erfahrung des gemeinsamen Unterwegsseins», betont sie. Sie selbst ist noch eine Anfängerin im Pilgern, sowohl zu Fuss wie auch mit dem Velo, doch genau das sieht sie als reizvolle Herausforderung: «Es ist kein Hindernis, Anfängerin zu sein. Im Gegenteil, es macht das Ganze authentischer.»
Die ersten Flyer liegen in den Velogeschäften und in Kirche und Kirchgemeindehaus auf. Anmeldungen für die erste Tour im Juni um den Ägerisee sind bis zum 9. Mai möglich. «Wir warten jetzt auf die Rückmeldungen und werden sehen, wie es ankommt», sagt Bettina Mittelbach zuversichtlich. Bei entsprechender Nachfrage könnte das Velopilgern in Zukunft weiter ausgebaut und vielleicht mit speziellen Themenfahrten oder ökumenischen und interreligiösen Elementen ergänzt werden. «Ich sehe grosses Potenzial, das Angebot weiterzuentwickeln», ist Mittelbach optimistisch. Das Velopilgern könnte nicht nur eine Bereicherung für die Teilnehmenden, sondern auch für die kirchliche Gemeinschaft sein. Wer also Freude an Bewegung und spirituellem Erleben hat, kann sich auf ein reizvolles Angebot von Natur, Glaube und Gemeinschaft freuen.
Das Programm, alle Infos und Anmeldung unter: www.ref-zug.ch/aegeri
Reformierte Kirche Ägeri als Velowegkirche zertifiziert
Die reformierte Kirche Ägeri wurde nun offiziell als Velowegkirche zertifiziert – eine Auszeichnung, die ihren Beitrag zur Unterstützung von Velofahrern unterstreicht. Nachdem der Umbau des Kirchenzentrums abgeschlossen ist, präsentiert sich der gesamte Komplex samt Aussengelände nicht nur als schöner, sondern auch als funktionaler Ort für Radfahrer. Besonders bei schönem Wetter können Velofahrer die ruhige Umgebung geniessen, bei schlechtem Wetter bietet die Kirche Schutz.
Das Zertifikat hebt hervor, was die Kirche für Velofahrer zu bieten hat: Die Türen der Kirche sind tagsüber immer geöffnet, und sie liegt in unmittelbarer Nähe zum Velowanderweg. Ein Schild kennzeichnet die Kirche als Velowegkirche. Zudem bietet der Aussenbereich Platz zum Verweilen, in der Kirche ist Gelegenheit, um zur Ruhe zu kommen, zu beten oder einen Text zu lesen. Es gibt auch einen geeigneten Ort zum Abstellen der Velos sowie Zugang zu Trinkwasser und einem WC. Laut Sozialdiakonin Sabine Bruckbach Hanke plane man für die Zukunft auch eine Akkuladestation, und die Kirche sei offen für weitere Anpassungen.
Mit dem Velo zu neuen Perspektiven