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50-Jahr-Jubiläum elbe

Wenn man aus der Bahn geworfen wird

von Carmen Schirm
min
28.04.2023
Die Anzahl der Hilfesuchenden bei der Fachstelle für Lebensfragen nimmt jedes Jahr zu. Dennoch kämpft der Verein elbe mit Finanzierungsfragen.

Vor 50 Jahren wurde die Fachstelle für Lebensfragen gegründet. Geburtshelfer waren die drei Landeskirchen des Kantons Luzern, die gerade staatlich anerkannt worden waren. «Es macht uns sehr stolz, dass die Landeskirchen zusammen mit dem Kanton Luzern die elbe gegründet und den Verein all die Jahrzehnte hinweg getragen haben», sagt Rosemarie Manser, Vorstand von elbe. «Man erkannte bereits damals seitens der Kirchen, dass das Bedürfnis nach Beratung in der Gesellschaft gross war und bis heute geblieben ist.»

Krisen können Menschen aus der Bahn werfen. Die Fachstelle für Lebensfragen für die Kantone LU, OW und NW ermöglicht es mit einem breiten Angebot, zurück zu sich und in die Verantwortung zu finden. Neben Einzel-, Paar- und Schwangerschaftsberatung bieten die Mitarbeitenden auch Angebote in Gesundheitsförderung, Prävention und Sexualpädagogik (NW) an Schulen und Ausbildungsstätten an. «Die elbe ist zwar eine kleine Organisation, dadurch jedoch sind wir sehr beweglich», so Rosemarie Manser.

Sechs Mitarbeitende sind aktuell im Team mit 255 Stellenprozent, ­darunter Psychotherapeutinnen mit kantonaler Praxisbewilligung sowie Psychologinnen und Sozialarbeite­rinnen mit Zusatzausbildung. «Wenn wir spüren, dass es ein neues Angebot braucht, können wir sehr schnell darauf reagieren.»

 

Neue Beratungsschwerpunkte

Wie vor zwei Jahren. Damals erweiterte man das Angebot und wurde zu einer Anlaufstelle für binationale Paare und Familien, ein Jahr zuvor zum Thema Genitalbeschneidung (FGM/C).

Fünf Jahre ist es her, als man das Bedürfnis für Weiterbildungen für getrennt lebende Eltern erkannte. Seither bietet die elbe solche Kurse an, die nach wie vor gefragt sind. An sieben Kursabenden steht das Kind im Mittelpunkt: die Eltern üben den Umgang miteinander, die Selbstfürsorge und wie sie die Kinder nach der Trennung unterstützen können. Die Eltern werden beraten, erhalten Tipps und Anleitungen. «Zum Teil schreiben die Behörden den Eltern die Teilnahme vor, andere besuchen die Kurse freiwillig», so Rosemarie Manser. Zweimal im Jahr werden die Kurse mittlerweile durchgeführt, 14 Kursabende pro Halbjahr. So erhalten rund 30 Familien jährlich Unterstützung.

«Die Nachfrage nach Beratung steigt Jahr für Jahr», sagt Rosemarie Manser. 446 Dossiers (Paare zählen als ein Dossier) wurden vergangenes Jahr behandelt. In der Schwangerschaftsberatung stieg die Fallzahl von 176 auf 194, jene der Einzel- und Paarberatungen von 224 auf 252. «Die vergangenen zwei Jahre ­mussten wir die Stellenprozente erhöhen, da wir die vielen Anfragen nicht mehr bewältigen konnten.» Gerade die Coronapandemie und der Krieg in der Ukraine haben die Menschen zusätzlich destabilisiert, und die elbe-Mitarbeiterinnen haben alle Hände voll zu tun. Aktuell beträgt die Wartezeit für eine Beratung bis zu zwei Monate.

 

Gesprächszimmer in der elbe.

Gesprächszimmer in der elbe.

Die elbe wurde im September 1973 ­gegründet und feiert dieses Jahr ihr 50-Jahr-Jubiläum. Sie ist Beratungsstelle für Lebensfragen im Auftrag der Kirchen und der Kantone. Ehe-, Lebens- und Schwangerschaftsberatung sind ein gesetzlicher Auftrag. Luzern, Ob- und Nidwalden kommen diesem über die elbe nach. Die zwei Landeskirchen tragen rund einen ­Viertel des Aufwands. Präsidiert wird der Verein von Hans Burri, ­katholische Landeskirche Luzern, und Rosemarie Manser, reformierte Landeskirche Luzern.

 

Es könnte mehr sein

Die Tarife sind einkommensabhängig und richten sich nach den finanziellen Möglichkeiten der Hilfesuchenden. Neu kann ab diesem Jahr die Grundversicherung der Krankenkasse die Kosten für eine angeordnete Psychotherapie übernehmen. «Wir erhoffen uns dadurch zusätzliche Einnahmen», sagt Rosemarie Manser. Die Finanzierung der elbe sei ein schwieriges Thema, denn die Beiträge der Kantonalkirchen und der Kantone reichen nicht zur Deckung der Kosten. 2022 wird die elbe mit einem finanziellen Verlust abschliessen. «Um den Betrieb auch in Zukunft sicherstellen zu können, sind wir darauf angewiesen, dass die Kantonalkirchen sowie die Kantone über die Bücher gehen und ihre Beiträge erhöhen.»

 

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