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Foto-Auszeichnung für Langzeitprojekt von Klaus Petrus

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06.04.2022
Etwas Aufmerksamkeit für eine fast vergessene Tragödie: Das bringt die Auszeichnung den Bildern von Klaus Petrus. Er hat bei Swiss Press Photo in der Kategorie Ausland gewonnen.

Klaus Petrus freut sich: «Ich finde es super, dass die Jury der Migration dieses Gewicht beimisst – vor allem, weil es sich um die Tragödie im Balkan handelt, die fast in Vergessenheit gerät.» Der Fotojournalist und «Surprise»-Redaktor aus dem Wallis hat am 4. April erfahren, dass er bei Swiss Press Photo Gewinner in der Kategorie Ausland ist.

Als Freischaffender publiziert Klaus Petrus immer wieder auch Beiträge in Text und Bild bei «reformiert.» und beim Interkantonalen Kirchenboten, zuletzt über Geflüchtete aus der Ukraine. Die ausgezeichnete Serie über Flüchtende im Balkan aber erschien im Februar 2021 beim Online-Magazin «Das Lamm». Hier ist die Geschichte auf der Website zu finden.

«Cool» findet der Fotojournalist auch, dass er die Auszeichnung für ein Langzeitprojekt erhält. Diese würden immer seltener finanziert. Seit 2016 dokumentiert Petrus Fluchtrouten durch den Balkan in die EU-Länder. «Noch nie war die Gewalt der Grenzpolizei gegen Migranten so stark. Entsprechend wird für viele der Balkan zur Sackgasse», sagt der 55-Jährige. Die Flüchtenden würden Monate, manchmal gar Jahre dort verbringen, in Wäldern oder verfallenen Häusern. «Sie versuchen sich ein Leben einzurichten, Freundschaften zu schliessen und Hoffnungen zu bewahren.»

Klaus Petrus hofft, dass der Preis für sein Werk den Menschen hierzulande hilft, die Wichtigkeit der Tragödie zu erkennen. «Den Menschen vor Ort hilft es kaum. Aber festgefahrene Bilder in den Köpfen hier zu bewegen: Das ist eine Motivation für meine Arbeit.» Schliesslich sei das eine Leitfrage im journalistischen Schaffen überhaupt: «Wir müssen hinschauen und fragen: Könnte es nicht auch anders sein, als wir es uns vorstellen?»

Petrus will Nähe zu Menschen und Ereignissen
Deshalb reist der Fotojournalist immer wieder zu Brennpunkten im Balkan und im Nahen Osten – aber auch zu Menschen am Rand der Gesellschaft vor unserer Nase, als «Surprise»-Redaktor oder Freischaffender wie etwa in seinen Beiträgen zu Obdachlosen während der Pandemie oder Sans Papier in der Schweiz. Wichtig dabei ist ihm, möglichst nahe an die Menschen und Ereignisse zu kommen, wie er sagt: «Ich will nicht aus der Ferne fotografieren und berichten.»

Grossen Wert legt Klaus Petrus auch auf die Bildgestaltung – und zwar im zurückhaltenden Sinn. «Meine Themen sind meist sozialkritisch, und da ist die Gefahr der Ästhetisierung wahnsinnig gross. Hier das richtige Mass zu finden, ist immer wieder eine Herausforderung für mich.» Denn die Bilder sollen einerseits Realität vermitteln, möglichst ungeschminkt, zugleich aber auch so gestaltet sein, dass sie angeschaut werden.

Dass er oft und auch in der ausgezeichneten Serie schwarz-weiss und nicht farbig fotografiert, hat zwei Gründe. Einen praktischen, weil das vor allem beim Langzeitprojekt auf einfache Weise eine einheitliche Bildsprache erleichtert. Und einen gestalterischen, der für Petrus wichtiger ist: «Mit den Grautönen habe ich bereits genug Farben. Und die Reduktion auf diese Töne bringt die inhaltlichen Aussagen der Bilder klarer auf einen Punkt.»

Text: Marius Schären, reformiert.info, Fotos: Klaus Petrus

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